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beim Schnurren der Spindel, beim flackernden Scheine des in der
Wand angebrachten Kienöfeleins, von Krieg und Frieden,
wohlfeilen und theuren Zeiten, von Geisterspuck und Zauber-
geschichten sich gemächlich zu unterhalten.
Beschauen wir dagegen ein neueres, im Style unserer
nüchternen Zeit erbautes Haus, so zeiget sich uns von Außen
und Innen eine unerquickliche Prosa. Seine vier glatt verputz-
ten, geweißten Wände mit den regelmäßigen Fensteröffnungen
geben eigentlich zu gar keiner Betrachtung Veranlassung. Wäre
der ganze Kasten etwas höher und breiter, so könnte er recht
gut in einer unserer größeren Städte in Reihe und Glied mit
den dortigen Häusern stehen, ohne aufzufallen. Statt in eine
große holzgetäfelte Stube, kommen wir in Räume, deren Wände
genau den äußeren entsprechen, mit Ausnahme vielleicht des
oberen Zimmers, wo der Hausherr logiert und welches in
Tapeten nach den neuesten Mustern prangt.
Von Neuem sah das Gemach gar proper aus, fast wie
ein Zimmer im Pfarrhof oder der Wohnung des Notars; aber
Oeldampf, feuchte Mauersteine und kleine Kinder haben der pa-
piernen Herrlichkeit schon garstig Eintrag gethan. Gleiches ist
den geweißelten Wänden der übrigen Gemächer geschehen, wo
uns die fatale Arbeit der Fliegen in Punktiermanier unangenehm
in die Augen fällt. Die alte, mit Oelfarbe angestrichene Holz-
Wand konnte, wenn nicht etwa die Hausfrau eine „Schmutz-
ampel" war, auf alle vier Feste einmal tüchtig abgewaschen
werden, während das umständliche und kostspieligere Geschäft
einer Renovation des neumodischen Lokales von Jahr zu Jahr
hinausgeschoben wird.
Bezeichnend für die Baar ist auch der Kirch thurm alten
Styles. Auf breiter Grundlage erhebt er sich viereckig und endet
mit einem (seiner Form wegen im Volksmunde so genannten)
„Satteldachs", d. h. mit einem niederen Dächlein, welches zu
beiden Seiten Zinnengiebel hat, auf denen unser langbeiniger
Frühlingsbote gerne seine Sommerresidenz aufzuschlagen Pflegt.
Dieses einfache architektonische Motiv, welches so leicht zum wirk-
lich Schönen ausgebildet werden könnte, paßt vortrefflich zum
beim Schnurren der Spindel, beim flackernden Scheine des in der
Wand angebrachten Kienöfeleins, von Krieg und Frieden,
wohlfeilen und theuren Zeiten, von Geisterspuck und Zauber-
geschichten sich gemächlich zu unterhalten.
Beschauen wir dagegen ein neueres, im Style unserer
nüchternen Zeit erbautes Haus, so zeiget sich uns von Außen
und Innen eine unerquickliche Prosa. Seine vier glatt verputz-
ten, geweißten Wände mit den regelmäßigen Fensteröffnungen
geben eigentlich zu gar keiner Betrachtung Veranlassung. Wäre
der ganze Kasten etwas höher und breiter, so könnte er recht
gut in einer unserer größeren Städte in Reihe und Glied mit
den dortigen Häusern stehen, ohne aufzufallen. Statt in eine
große holzgetäfelte Stube, kommen wir in Räume, deren Wände
genau den äußeren entsprechen, mit Ausnahme vielleicht des
oberen Zimmers, wo der Hausherr logiert und welches in
Tapeten nach den neuesten Mustern prangt.
Von Neuem sah das Gemach gar proper aus, fast wie
ein Zimmer im Pfarrhof oder der Wohnung des Notars; aber
Oeldampf, feuchte Mauersteine und kleine Kinder haben der pa-
piernen Herrlichkeit schon garstig Eintrag gethan. Gleiches ist
den geweißelten Wänden der übrigen Gemächer geschehen, wo
uns die fatale Arbeit der Fliegen in Punktiermanier unangenehm
in die Augen fällt. Die alte, mit Oelfarbe angestrichene Holz-
Wand konnte, wenn nicht etwa die Hausfrau eine „Schmutz-
ampel" war, auf alle vier Feste einmal tüchtig abgewaschen
werden, während das umständliche und kostspieligere Geschäft
einer Renovation des neumodischen Lokales von Jahr zu Jahr
hinausgeschoben wird.
Bezeichnend für die Baar ist auch der Kirch thurm alten
Styles. Auf breiter Grundlage erhebt er sich viereckig und endet
mit einem (seiner Form wegen im Volksmunde so genannten)
„Satteldachs", d. h. mit einem niederen Dächlein, welches zu
beiden Seiten Zinnengiebel hat, auf denen unser langbeiniger
Frühlingsbote gerne seine Sommerresidenz aufzuschlagen Pflegt.
Dieses einfache architektonische Motiv, welches so leicht zum wirk-
lich Schönen ausgebildet werden könnte, paßt vortrefflich zum