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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Die badische Landschaft Baar und ihre Bewohner
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0475
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verkündenden Ritter am Fürstenberge reiten, oder das trüge-
rische Licht an der Rittersteige des Wartenberges schweben
gesehen und zu sagen wissen von „Schlangen mit goldenen Krön-
lein" an den Ufern der Bregach.
Und welches Daarer Kind weißt nicht von der Großmutter
her, daß im nächtlichen Dunkel die „Nachtfrau" um die Häuser
schleicht, die nach der Betzeit Umherschwärmenden zu schrecken;
daß das insektenfressende „Hausröthele" (Rothschwänzlein), wie
auch die Schwalbe, heilige Vögel sind, und der, welcher sie muth-
willig tödet, daheim rothe Milch bekommt, und daß die kleinen
Kinder von der Hebamme aus dem Brunnen (Brunnenstube)
geholt werden? Und wer in der Baar hat als Kind nicht den
Freund Langbein mit den Versen begrüßt: „Storch, Storch,
Schnibel-Schnabel, will dich lehre Silber grabe"?
Noch erwähne ich des Volksglaubens (der übrigens mehr in
der wirtenbergischen als badischen Baar zu Hause ist), daß der-
jenige, welcher einen Obstbaum frevelhafterweise zu Grunde
richtet, binnen Jahresfrist sterben müße. Die aufgeklärte
Schulerziehung hat an andern Orten den empörenden Muthwillen
des i^,aumverderbens nicht verringert.
Im Allgemeinen kann jedoch von der Baar gesagt werden,
daß krasser Aberglauben bei ihren Bewohnern nicht heimisch
ist, jedenfalls viel weniger als in manchs anderen Gegenden un-
seres Landes, wo alle Erleuchtung seit der Reformatiouszeit dem
abgeschmacktesten Zauber- und Hexenglauben bis zur Stunde
nicht hat steuern können.
Eine großartige Uebersicht unserer Hochebene findet der Wan-
derer bei Mistelbrunnen, an der östlichen Abdachung des
Schwarzwaldes, wo die Höhen des wirtenbergischen Jura in
bläulicher Ferne das Gemälde lieblich abschließen, während der
hohe Lupfen, der Wartenberg und der Fürstenberg,
welche sich an der Gebirgskette wie starke Vorwerke darstellen,
die Ebene beherrschen.
Von der entgegengesetzten Seite ladet die Höhe über Oefin-
ge n zu einer nicht weniger prächtigen Aussicht ein. Den Hinter-
grund des Westen bildet das dunkelgrüne Meer des Schwarz-
 
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