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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Die badische Landschaft Baar und ihre Bewohner
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0474
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Zum vollständigen Gemälde eines Gaues und seiner Be-
wohner gehören unstreitig auch die im Volksmnnde lebenden
Sagen und was sich aus der Vorzeit noch im Volksglauben
erhalten hat. Außer einigen Sagen der Baar, welche der um
die geschichtliche Aufhellung unserer Gegend überhaupt sehr ver-
diente vaterländische Schriftsteller Fickler für das badische Sa-
genbuch von Schnezler ausgezeichnet, und dem Wenigen, was
ich selber dahin gegeben, ist meines Wissens nichts (jedenfalls
nichts Vollständiges) gesammelt worden. Dieses Gebiet auszu-
beuten, mag einem Andern überlassen bleiben, der über das Nö-
thige an Zeit und Mitteln zu verfügen hat. Das Ergebniß
würde sicherlich die Mühe des Sammlers belohnen.
Eine geschichtlich interessante Gegend mit uralter Crzltur ist
stets ein ergiebiger Boden für sagenhafte Ueberliescrun-
gen. Wie ja ein unmittelbarer Verkehr mit der Natur, welche
auf unserer Hochebene durchaus kein kleinliches Gepräge hat, über-
all das empfängliche Getnüth anregt und die Einbildungskraft mit
Uebersinnlichem beschäftigt.
Mag auch in unserer Baar das jüngere Geschlecht nüch-
terner geworden sein und der alten Vorurtheile spotten, stets
wird man noch Einzelne finden, welche am Brauche und Glauben
der Urahnen festhalten; welche beim Tischgebete die Fenster
öffnen, weil der Schall, so weit er hinausdringt, die bösen
Geister ferne hält; welche das erste Ei der Henne über den First
des Hauses werfen, und es noch wissen, daß der seit uralter
Zeit dort befestigete Stiersch ädel der Verbannungsort beschwo-
rener Hauskobolde ist.
Mögen auch die Geister in Haus und Feld (wie alte Leute
behaupten) seit den letzten Kriegszeiten, oder bezeichnender seit
Kaiser Josef II, größtentheils verschwunden sein, so gibt es
immer noch gläubige Seelen, welche in den Kunkelstuben am
warmen Ofen vom „Bercha-Appele" und „Döggerischen-Esele"
zu erzählen wissen, die- als neckische, gespenstige Weiblein die
Wälder bei Hüfingen bewohnen; oder vom „Weihergeist" bei
Donaueschingen, und vom „Schnufer" in der abenteuer-
lichen Entenbr;rg bei Pforen; welche den schwarzen, Unwetter
 
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