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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Die badische Landschaft Baar und ihre Bewohner
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0477
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Oberhalb, in schwarzwaldiger Umgebung, ligen Huberts-
Hofen und Mistelbrunn, während in nordöstlicher Richtung
die Salinengebäude von Dürrheim aus dem stillen Wicsen-
thale hervorschauen. Die östliche Fernsicht nach Geisingen
und donauabwärts ist durch den breiten Wartenberg, die herr-
lichen Buchenwälder der „Länge" gehemmt; und gegen Süden
blicken wir in das engere Hondinger Thal, wo an Hellen
Tagen durch eine Berglücke noch ein kleines Stück Schweizer-
land herüberschaut, der über Zürich thronende Uetleberg.
Der Gesammteindruck, wekchen hier der Anblick der Baar
auf uns macht, ist der einer natürlich begränzten Genossenschaft,
einer großen Familie von Dörfern, kleinen Städten, Wei-
lern und Höfen mit weit ausgedehnten Gemarkungen, Wald-
strecken und Waiden, verbunden durch das schimmernde Band der
ruhig dahin ziehenden Donau.
Der kalksteinige Gipfel des Berges, welcher uns dieses
Panorama bietet, ist seit dem Brande des Städtleins völlig ver-
ödet und unfruchtbar. Einige Reste von Graben und Umwallung
am westlichen Rande lassen die Stelle kaum errathen, wo die
Stammburg der alten Grafen von Fürstenberg gestanden.
Wie ein Oelgemälde im fürstlichen Hauptarchive zeigt, standen
einige Jahrzehende nach dem 30jährigen Kriege von derselben
noch die obdachlosen Mauern, deren Steine wahrscheinlich später
zum Häuserbau des Städtleins verwendet wurden.
An einem stürmischen Sonntagnachmittag im Juli des Jah-
res 1841 sank das alte, kleine Städtlein (46 Häuser mit
keinen 300 Bewohnern) in Schutt und Asche. Bei einer Kindes-
leiche soll ein Funke aus dem Rauchfaß des Ministranten vom
Sturme unter das niedrige Strohdach eines nahen Hauses ge-
weht worden sein. So wird wenigstens die Ursache des Bran-
des angegeben, welcher vom rasenden Sturme gepeitscht, mit
solcher Gewalt um sich griff (ein furchtbar majestätischer Anblick
für die Umwohner), daß selbst die wenige auf den Gottesacker
außerhalb des Städtleins geflüchtete Habe noch von den Flam-
men erfaßt und verzehrt wurde.
 
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