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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Ein Gang über den Fremersberg bei Baden-Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0507
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„Eurer fürstlichen Gnaden kann ich unterthänig nit ver-
halten, wie das Gotteshäuslin FrömersPerg an Gemäuren
und anderm, sonderlich aber an Dachung, sehr alt und abgängig,
also daß man nothhalber, um fernerem Schaden fürzukommen,
dasselbig sowohl an den Kirchen-, als an den Neben-Gebäuden,
ohn' Umgang zum wenigsten decken lassen muß."
„Dieweil aber das Gotteshäuslin an sich selber arm und
ohnvermöglich, und ausserhalb dessen, was von Euerer fürstlichen
Gnaden und andern frommen Leuten, mir und meinen Gebrü-
dern zu unserer täglichen Aufenthaltung jährlichs gereicht und
gesteuert wird, kein Einkommen hat, so bin ich genöthiget
Euere fürstliche Gnade auch hierin umb fernere Hilst und Steuer
demüthigst zu ersuchen. Also ist meine Bitt' um Gottes Willen,
Dieselbig' wolle dero Beamten gnädigen Befelch geben, das Clö-
sterlein zu besichtigen und uns das Notwendige anHolz, Kalk
und Ziegeln als gnädige Steuer verabfolgen zu lassen."
In Folge dieser Bittschrift wurde das Gotteshäuslein nun
auf Kosten der fürstlichen Kammer zwischen 1602 und 1609 für's
Nöthigste wieder ausgebessert. Troz aber der Gnade, welche ihm
Markgraf Georg Friderich hierin angedeihen ließ, gelang es
doch den Feinden der katholischen Kirche, die Fremersberger
Mönche so lange zu verschwärzen, bis man ihnen alle Seelsorge
verbot und allen Unterhalt entzog ").
So stund das arme Klösterlein von seinen Bewohnern ver-
lassen und dem Eigennuzen fürstlicher Diener preisgegeben bis
zum Jahre 1622, wo für die Protestanten jene furchtbare Kata-
strophe eintrat, in deren Folge die badischen Lande wieder an
die katholische Linie des markgräflichen Hauses gelangten.
Kaum aber hatte Markgraf Wilh elm dieselben angetreten,
als sich die vertriebenen Brüder schon bittlich an ihn wendeten
um gnädige Wiedereinsetzung in ihr Gotteshaus. Durch Ver-
mittlung seines Bruders Hermann Fortunat gelang es ihnen

9) Die FremerSb. Jahrbücher sagen nur kurz: ^noo 1621 trutre«
duius kremi violenter expulsi sunt; die Akten aber geben die obigen
näheren Umstände an. »
 
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