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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0519
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501

von der Höhe ein überraschender, und das Gemälde ganz ver-
schieden von dem Landschaftscharakter der in sich abgeschlossenen,
hochgelegenen und einförmigeren Baar.
Die En gen er Höhe, eine Fortsetzung des vom Randen
herziehendcn Jura, bildet die Gränze des Hegaus und der Baar.
Die malerischen Trachten verschwinden, und Nußbäume und
Reben nehmen gleich unten am Fuße des Gebirges, welches auch
die Wasserscheide zwischen der Donau und dem Rheine bildet, ihren
Anfang — die Zeichen der milderen Region.
Das schlechte Wetter hatte mich bestimmt, meinen Reiseplan
abzuändern, in Engen zu bleiben und den rückkehrenden Eil-
wagen abzuwarten. Sturm und Regen tobten am Morgen zwar
nicht mehr, aber um den waldbedecktcn Scheitel des Hohen -
höwen hieng noch düsteres Gewölk und ziehende Nebel verhüllten
die Ferne und ließen wenig Besserung erwarten. Bis zur Rück-
kehr des Eilwagens hatte ich Mnße genug, die Merkwürdig-
keiten des keinesweges modern uninteressanten Städtleins in
Augenschein zu nehmen.
Das mittäglich und freundlich gelegene K apuzinerklostcr
gegenüber der alten Stadtmauer, zu welchem aus dem grünen
Wiesenplane aufsteigend eine lange Stiege führt, hatte ich früher
schon besucht. Die stillen, jetzt von Orts arm en bewohnten
Zellen und Gänge des Klosters und der heimelige Garten mit
seinen Obstbäumen und Weinranken erinnern an die Zeiten, wo
reisende Handwerksbursche und fahrende Schüler gerne ihre Ein-
kehr hier genommen, um sich mit einem Stündlein Ruhe, mit
Speise und Trank zur Weiterreise zu stärken.
Auch das Städtchen selbst, die Pfarrkirche mit ihren
monumentalen steinernen Rittergestalten (deren von Lupfen und
Pappenheim), ein hübscher freier Baumplatz im oberen Theile
der Stadt, der kleine Marktplatz mit seinem laufenden Brun-
nen, das alte Schloß Kranking en, welches am südlichen Ende
des Ortes auf felsigen Fundamente!', mit hohen Giebeln kühn
sich erhebt — Alles dieses hatte ich früher schon flüchtig beaugen-
scheinigt, nur der alten St. Martin skirche im Altdorf war
ich noch einen Besuch schuldig geblieben.
 
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