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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0541
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523

Veste den Wachedienst hatten, einen Besuch in der Stadt, um
noch vollends zu holen, was die andern liegen gelassen. Nebenbei
mutzten zurückgebliebene Bürger die Geschützkugeln in der Stadt
zusammen suchen und auf Wägen nach Twiel führen, was die
Klosterfrauen ebenfalls wieder in Unkosten brachte. Da die
Trostlosigkeit aufs Höchste gestiegen war, verließen auch sie mit
einigen Pfründnerinen und einem Tischkind den Ort und begaben
sich wieder in das bewährte Asyl nach Dießenhofen.
Die Schwester Verena hielt sich „während all dem Wesen"
anfangs zu Ueberlingen, um eine Badekur zu gebrauchen,
und später zu Mersburg auf, wo sie in der „Sammlung"
eine entsprechende Unterkunft gefunden.
Im folgenden Jahre war „eben Alles unsicher." Die nach
Engen zurückgekehrte Priorin konnte von den Bauern keine
Zinsen mehr bekommen. Vier Schwestern hielten sich bei Freun-
den im Schwabenlaud und unsere Verena in Constanz auf, bei
dem dortigen Stadtobristen Keller. Später giengen sie mit an-
deren in's Kloster zu Dischingen und zuletzt nach Wiel im
Thurgau, wo sie dritthalb Jahre blieben und ihren Lebensunter-
halt mit Handarbeiten verdienten.
Bei dem Hofe zu Wiel befand sich ein Konventherr aus
St. Gallen, welcher die Vertriebenen aus Barmherzigkeit bei sich
aufnahm, damit sie „nit im Land' herumziehen müßen." Sie
wohnten im Pfarrhofe, erhielten die Lebensmittel aus dem
Kloster, wofür sie den Nonnen alle Arbeit, Nähen, Spinnen
und dergleichen thun mutzten.
Als die Flüchtlinge endlich wieder heimzogen, gar wohl be-
kleidet, mit 40 Gulden und einem schriftlichen Abschiede versehen,
fanden sie ihr Klösterlein im baufälligsten Zustande, nament-
lich die Kirche, deren Gewölbe einzustürzen drohte. Auch in
dieser Noth erwiesen sich die Freunde im Schweizerland hilf-
reich; sie brachten eine Summe von hundert Gulden zusammen,
womit dem dringendsten Bedürfniß abgeholfen werden konnte.
Seit acht Jahren hatte das Kloster zu Engen nun weder
seine wenige Fruchtäcker schneiden, noch die Wiesen heuen können,
und war aus Mangel genöthiget gewesen, beinahe alle fahrende
 
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