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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0543
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Ernennung erfuhren, in gewaltige Aufregung. „Es gelte ihnen
zum Spotte", hieß es, „daß Eine, die erst vier Wochen wiederum
zu Haufe fei, zu einer Subpriorin gefetzt werde, als wenn sie,
die während des Kriegswesens daheim geblieben, nit reckt
gehaust hätten." Besonders ungehalten zeigte sich die Auna-
bärbel, welche eben aus der Fremde heimgekommen. Sie be-
stand darauf, den Pater Provincial ungesäumt zu sprechen, „als
wenn sie Alles umkehren wollte".
Die Frau Priorin gieng auf dieses Ansinnen ein und
schickte zwei Schwestern mit sammt der neu ernannten Subprio-
rin nach Dießen Hofen in's Kloster St. Katharina. Aber wie
ungnädig wurde die Gesandtschaft empfangen! Als sie vor das
Städtle hinaus an den Rhein kommen, wo die Rebsteckenbeigen
sind, begegnet ihnen der hochwürdige Pater Provincial und
redet die Snbpriorin an, was ihr Begehr sei? „Diese sagt, sie
wisse nit, was die beiden Mitschwestern vorznbringen hätten;
die Mueter Priorin habe sie (Verena) heißen mitgehen, und
das hab' sie ans schuldigem Gehorsam gethan."
„Und wie nun die andern Zwei ihr Anliegen vorbringen
wollten, hat er sie hart angefahren und der Sub Prior in be-
fohlen, mit den Beiden nach Engen zurückzukehren. Auf dies
hat Schwester Eglin Gnad' begehrt, aber die ander' ist auf
ihrem Streitkopf verblieben und mit Ungnad' Heimkommen."
Wie der Krieg im Innern, bei dem auch die Kapuziner
Friedensversuche gemacht, wieder gedämpft war, begann der
äußere auf's Neue. Es war das Jahr vor dem allgemeinen
Frieden, als die Kricgswetter noch einmal über die Seegegend
hereinbrachen und unsere armen Engener Nonnen wiederum von
Haus und Hof vertrieben.
Am Dreikönigtage 1647 wurde Engen von 2000 Reitern,
„unter einem lutherischen Obrist", unversehens besetzt. Da nahmen
über zweihundert Seelen aus der Stadt und den Dörfern ihre
Zuflucht in's Frauenkloster. Alle Gemächer desselben waren
voller Weiber, Mädchen und Kinder. Es gieng so eng her, daß
Keines wußte, „wo es sollte hinstan". In der Küche mußten
die Klosterfrauen immer den Salvaquardiadiener um sich haben,
 
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