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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0544
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damit sie die Speisen in den Häfen behalten und anfstellen konn-
ten. Diese Einquartierung währte achtzehen lange Tage.
Nachher „ist wieder großer Schrecken in's Land kommen",
und die Klosterfrauen suchten ihr Heil abermals in der
Flucht. Wahrscheinlich geschah cs beim Anmarsche der Franzosen
unter Tu renne, die sengend und brennend die oberen Lande
durchzogen. Im Kloster St. Katharina zu Dießenhofen fan-
den unsere Flüchtlinge noch viele andere flüchtige Nonnen aus
dem Dillinger Kloster und aus Schwabenland.
Die Subpriorin und eine ihrer Mitschwestern begaben
sich von da gen Wiel, allwo sie nach einigen Wochen Aufent-
haltes nur durch die List eines falschen Briefes der Ver-
suchung entgiengen, ihre Profession zu ändern und im Kloster
zu verbleiben. Nach Hause zurückgekehrt fanden sie die Ihrigen
in großer Armuth, weßhalb sie sich durch den Pater Prior
zu Konstanz ein „Patent zum Beiteln" ausstellen ließen. Aber
wo konnte man, bei dem völligen Ruine der eigenen Heimath,
sich anders hinwenden, als nach dem gastfreundlichen Schweizer-
land? Nach dreimonatlichem Herumziehen, wobei sie viel erlitten
und ausgestanden, kamen die jungfräulichen Mendikanten im
Frühlinge 1648 wieder heim mit zwölf Gulden Geldes, wel-
ches zur Reparatur des Klösterleins verwendet wurde, „auf daß
nit Alles daran zusammenfalle".
Der Friede ward endlich geschlossen, aber es dauerte lange,
bis wieder einige Ordnung in die zerrüttete Haushaltung der
Engener Nonnen kam. Die Bauern hatten alles Pflugvieh
eingebüßt, und im Kloster wußte man nicht Einen mehr, der
Zins dahin schuldig sei. „Es kostete viel", sagt die Chronistin,
„die Zinsleut' wieder zur Erkenntniß ihrer Schuldigkeit zu brin-
gen. Wir mußten froh sein, wieder Zinsleut zu haben,
gaben sie, was sie wollten."
Ein höchst nothwendiges Geschäft war daher die Erneuerung
der Zinsbücher. Der Schreiber von Mersburg wurde damit
betraut. Vorher hatte kein Brief und kein Zinsbuch eine Num-
mer, und wenn die Priorin und Subpriorin nicht ein so gutes
Gedächtniß gehabt, „so wäre es übel zugegangen mit Geld und
 
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