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Nachworte.
Die geschichtlichen Einzelnheiten aus den Zeiten des dreißig-
jährigen Krieges werden in unserer Literatur seit einem Jahr-
zehent so zalreich und umfassend zu Tage gefördert, daß man
dadurch zu dem Glauben verleitet sein könnte, es geschehe wie
in dem Vorgefühle einer drohenden ähnlichen Katastrophe,
.um die Deutschen der Gegenwart durch das traurige Beispiel des
17ten Jahrhunderts vor Dem zu warnen, was damals der
Grund und die Folge der nationalen Uneinigkeit und
innern Zerfahrenheit Deutschlands gewesen.
Und wirklich vermöchten es keine Bilder unserer Geschichte,
das maßlose Elend, welches die innere Uneinigkeit und Zer-
rissenheit eines Reiches von jeher über dessen Völker und Länder
gebracht, deutlicher vor die Seele zu malen, als die getreuen
Schilderungen aus dem großen deutschen Kriege von 1618 bis
1648, worin sich unsere Vorältern mit Hilfe und zum Vor-
theile des Auslandes so leidenschaftlich, so unchristlich und
abscheulich selbst zerfleischten.
Von dieser Schmach- und Jammerzeit an bewies sich das
benachbarte Frankreich, mehr wie das Türkenvolk, als Tod-
feind des deutschen Reiches, und die Unbilden, welche dasselbe
durch Ludwig XIV, durch die französische Revolution und
Napoleon I über Deutschland gebracht, waren in der That das
Aenß erste, was einer Nation angethan werden kann.
Der dreißigjährige Krieg erschien als ein Strafgericht
des Himmels für eine lange Reihe begangener Sünden; er konnte
aber auch eine Schule der Besserung sein, wenn man in sich
gehen"und seine Erfahrungen zur Lehre nehmen wollte. Es ge-
schah dieses nicht, im Geringsten nicht, und deshalb dehnte
sich das Strafgericht noch auf längere Zeiten aus.
Und so ist's gekommen, daß keine Nation eine Lehrzeit
durchgemacht, eine Schule der Erfahrung, der Buße, der Selbst-
erkenntniß, wie die unserige.
Nachworte.
Die geschichtlichen Einzelnheiten aus den Zeiten des dreißig-
jährigen Krieges werden in unserer Literatur seit einem Jahr-
zehent so zalreich und umfassend zu Tage gefördert, daß man
dadurch zu dem Glauben verleitet sein könnte, es geschehe wie
in dem Vorgefühle einer drohenden ähnlichen Katastrophe,
.um die Deutschen der Gegenwart durch das traurige Beispiel des
17ten Jahrhunderts vor Dem zu warnen, was damals der
Grund und die Folge der nationalen Uneinigkeit und
innern Zerfahrenheit Deutschlands gewesen.
Und wirklich vermöchten es keine Bilder unserer Geschichte,
das maßlose Elend, welches die innere Uneinigkeit und Zer-
rissenheit eines Reiches von jeher über dessen Völker und Länder
gebracht, deutlicher vor die Seele zu malen, als die getreuen
Schilderungen aus dem großen deutschen Kriege von 1618 bis
1648, worin sich unsere Vorältern mit Hilfe und zum Vor-
theile des Auslandes so leidenschaftlich, so unchristlich und
abscheulich selbst zerfleischten.
Von dieser Schmach- und Jammerzeit an bewies sich das
benachbarte Frankreich, mehr wie das Türkenvolk, als Tod-
feind des deutschen Reiches, und die Unbilden, welche dasselbe
durch Ludwig XIV, durch die französische Revolution und
Napoleon I über Deutschland gebracht, waren in der That das
Aenß erste, was einer Nation angethan werden kann.
Der dreißigjährige Krieg erschien als ein Strafgericht
des Himmels für eine lange Reihe begangener Sünden; er konnte
aber auch eine Schule der Besserung sein, wenn man in sich
gehen"und seine Erfahrungen zur Lehre nehmen wollte. Es ge-
schah dieses nicht, im Geringsten nicht, und deshalb dehnte
sich das Strafgericht noch auf längere Zeiten aus.
Und so ist's gekommen, daß keine Nation eine Lehrzeit
durchgemacht, eine Schule der Erfahrung, der Buße, der Selbst-
erkenntniß, wie die unserige.