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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die Zerstörung von Heidelberg im orleans'schen Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0550
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„Der schlaue Ludwig wollte Charlottens Vater, den Kur-
fürsten Karl ^Ludwig, durch diese Heirath völlig auf seine
Seite bringen, damit er nach seiner Pfeifen tanze H. Weil aber
derselbe keine Ohren hiefür hatte, sondern es vielmehr treu mit
dem Kaiser und Reiche hielt, so soll der König geschworen
haben, sich aus's empfindlichste an ihm zu rächen."
„Ms jedoch den französischen Grausamkeiten durch den Nim-
weger Frieden ein Ziel gesetzt war, suchte Ludwig da wieder
anzufangen, wo er's gelassen hatte, besonders um die österreichisch
gesinnten Neuburger von der Succession in der pfälzischen
Kurwürde auszuschließen. Da indessen alle Anschläge für diesen
Zweck vergeblich blieben, so mußte die Herzogin von Orleans
auf Ansichten des Königs mit den stärksten Forderungen als
Erbin ihres Bruders auftreten."
Mit einem Worte — Ludwig XIV, oder sein Factotum,
der Louvois, wollte zum Drittenmale Krieg wider Deutschland,
und was konnte ihm da erwünschter sein, als der Vorwand eines
Erbrechtes auf die Rheinpfalz? Sonnenklar wurde in Deutsch-
land dargethan, daß die Herzogin außer der Allodial-Erb-
schaft ihres Bruders nichts anzusprechen habe — es war aber
lächerlich, das Kabinet von Saint-Germain mit der Feder über-
zeugen zu wollen, während die ganze Reichsarmee an der tür-
kischen Gränze stand.
Und zudem hatte die Niederlage, welche Ludwig in der
kölnischen Wahlgeschichte erlitten, denselben um so heftiger zur
Rache aufgestachelt, je mühevoller und kostspieliger es gewesen,
dem französisch gesinnten Prinzen von Fürstenberg die über-
wiegende Stimmenzahl zu verschaffen, deren ungeachtet Papst,
Kaiser und Reich den Prinzen von Baiern in der Wahl zum
Kurfürsten von Köln behaupteten.
Nachdem drei volle Jahre seit dem Reichsgutachten in
osu8u kulutinu gegen Frankreich unter schriftlichen Verhandlungen
verflossen, fieng jener Traum des verstorbenen Kurfürsten an in
Erfüllung zu gehen. Es war im Spätsommer 1688. Die guten

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