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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die Zerstörung von Heidelberg im orleans'schen Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0552
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Leider konnte sich diese Festung nicht halten, so wenig es
Mainz und Heilbronn vermocht. Die Franzosen sahen also
das Thor nach Deutschland völlig offen, und rückten zunächst vor
Heidelberg, die „Krone des pfälzischen Fürstentums."
Jetzt erstaunte Deutschland über den unerhörten Gewalt-
streich dieses Friedensbruchs, diese schreiende Verletzung des Völ-
kerrechts. Die Pfälzer sahen betäubt den übermüthigen Feind
mitten unter sich. Wo war eine Hilfe gegen den frechen Ueber-
sall? Das Reichsheer weilte in fernen Landen, und die einhei-
mische Kriegsmacht bestand nur aus schwachen Besatzungen.
Noch war der Oktober nicht zu Ende gegangen, als Hei-
delberg kapitulierte und den General Melak zum Komman-
danten erhielt, und der November hatte kaum begonnen, als
auch Mannheim, die letzte Festung von Wichtigkeit, sich er-
gab, worauf der triumphierende Gallier seinen Blick weiter warf
und verheerende Streifzüge nach Franken und Schwaben unter-
nahm, um allenthalben Schrecken zu verbreiten und unerhörte
Brandschatzungen zu erpressen.
Zwar hatte der Feind den Kapitulierenden überall billige
Bedingungen gestellt und seine Zusagen feierlichst beschworen.
Aber es schien wie zum Hohne geschehen, denn von Allem wurde
gar nichts gehalten. Die Franzosen steigerten im Gegen-
theile täglich ihren Uebermuth, ihre Erpressungen und Gewalt-
thätigkeiten. Es wäre ermüdend, davon ausführlicher zu reden;
wir beschränken uns auf das einzige Heidelberg.
Die schlecht verwahrte Stadt hatte sich am 24sten Oktober
durch einen Akkord ergeben, worin den pfälzischen Truppen freier
Abzug, der Stadt und Universität die Erhaltung ihres
Besitzes, wie ihrer bürgerlichen und kirchlichen Rechte zugesagt
war, was der Dauphin, bei feinem Besuche zu Heidelberg am
14ten November noch mündlich verbürgte.
„Ein Probestück aber", erzählt die Heidelberger Chronik^),
„wie man auf ihre Parole vertrauen könne, erwiesen die Fran-

7) Kaysers historlscher Schauplatz der Stadt Heidelberg. Franks, a. M.
1733, S. 502.
 
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