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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die Zerstörung von Heidelberg im orleans'schen Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0567
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Gewölben aufhielten, um ihre Gewerbe wieder zu beginnen. Als
aber der französische Intendant Lagrange zu Straßburg dieses
erfuhr, ließ er sie auffordern, entweder innerhalb 24 Stunden
den Ort zu verlassen, oder 15,000 Gulden zu erlegen. Da letz-
teres eine Unmöglichkeit war, so erschien zu Anfang des Februar
1694 aus Philippsburg eine Abtheilung französischer Trup-
pen, welche die Bürger beraubten und verjagten, und hierauf
die letzten Ueberbleibsel der Stadt vollends zerstörten"
Wir sehen, was der Schwedenkrieg, bei all' seinem
religiösen und politischen Fanatismus, während einer ganzen
Generation nicht verwüstet hatte, das thaten die französische
Invasion von 1689 und der Feld zug von 1693 in wenig
Monaten — ohne Noth und ohne Vortheil, blos als Ausgeburt
der Rache eines übermüthigen Kabinets!
Noch jetzt verrathen sich die Spuren dieser Verheerung,
indem alle Dörfer und Städte, welche von derselben getroffen
worden, ohngeachtet ihres meist hohen Alterthums, wenig alte
Denk- und Merkmale mehr besitzen, sondern ein modernes,
uninteressantes Ansehen zeigen. Auch ist in der gesellschaftlichen
Ueberlieferung das Andenken an Duras und Melak noch nicht
erloschen, deren Namen bei uns die Hunde tragen!
Damals aber wurde das Werk der empörendsten Barbarei,
der himmelschreiendsten Verletzung des Menschen- und Völker-
rechtes von französischen Stimmen entschuldigt und gerechtfer-
tigt. „Die Feinde Frankreichs", sagte man, „beeiferten sich,
über diese vermeintliche Grausamkeit ein großes Geschrei zu
erheben; sie bedachten nicht, daß eine solche Maßregel das ein-
zige Mittel war, die Fortschritte zu hemmen, welche das Reich

18) Alles nach dem ^destrum llurvp. XIV, 347, 352; nach Kayser,
51k bis 544, und Häusser, 791.
Der feige und treulose Kommandant von Heidersdorf empfieng seinen
verdienten Lohn. Da er Deutschordensritter war, wurde ihm das Kreuz
abgerissen und irr'S Gesicht geschlagen; dann führte man ihn auf einem Schirr-
derSkarren in's Lager, verlas ihm das Todesurtheil, schlug ihm, nachdem er
auf die Bitten vieler Freunde das Leben geschenkt erhalten, den zerbrochenen
Degen um den Kopf und verwies ihn des Landes.
 
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