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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Martin Haizmann. Ein Bild aus dem neuen Bauernkriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0016
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sein herrlichcs Blau über das frische Grün der Haiden und
Wälder spannte, während nur noch einzelne Schneelagen die
rauheren Plätze bedeckten; wenn das sanfte Wallen der Erdwärme
von den sonnigen Halden ausstieg, und die mildwehende Luft
alles Lebende hinauslockte in Gottes sreie Natur — da gieng's
aie schönen Sonn- und Feiertagen von den benachbarten Höhen,
aus den benachbarten Thälern (vom Rorberge, von der Hoch-
rnw Hinterstraß, aus der Spirznach und Glashütte, dem Schweig-
brunnen und Holzschlage) gar lustig der Schenke zu. »

Und das Stüblein faßte lang die verschiedenen Scharen
nicht, sie lagerten sich aus der lieblichen Rasenebene daneben,
welche recht bezeichnend der „Trinkwasen" hieß. Da waren sie
bunt versammelt die nächsten Umwohner, „Jung nnd Alt, Män-
ner und Weibspersonen, die einen, um ihre Kurzweil zu trei-
ben, die andern, um ihnen zuzusehen." Es wurde getrunken,
getanzt, gekegelt, gewürfelt und gekartet, bis der Abend die Leute
wieder nach Hause rief.

So unschuldig munter gieng es aber am Sonntag nach der
alten Fastnacht (den 3ten März) des Jahres 1613 auf dem
Trinkwasen nicht her. Zwischen das Tanzen und Spielen
mischte sich mancherlei politisches Gespräch. Man erzälte
von den Unruhen im obern Rheinviertel (im Hauenstein und
Frikthal) wegen des neuen Ungeldes; es fiel manch bittere
Anspielung auf die Mächtigen, zumal mauch scharfes Wort über
die Herren zu Freiburg und zu St. Peter, unter deren
näherer Obrigkeit die ganze Waldgegend vom Turner bis an
den Kandel gelegen war H.

„Himmelschreiend ist's", bemerkten einige Stimmen im All-
gemeinen, „wie die Obrigkeiten täglich mehr den armen Unter-
than bedrücken, wie sie ihm immerfort neue Schazung und Steuer

3) Der sanktmärgische Abt Johann Fehr hatte 1462 sämmtliche Stis-
tnngsgüter seines Klosters (zu St. Märgen, Wagensteig, Zarten u. s. w.)
an die Stadt Freiburg verkauft, und seine Mönche waren nach Allerhei-
igen-daselbst übergesiedelt. Erst im Beginne des 18ten Jahrhunderts wurde
das Kloster zu St. Märgen wieder erneuert und bezogen.
 
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