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finden sich bei dem Mönche, wie wir sie schon kennen. Seiner
Phantasie genügten die Verstümmelungsgräuel nicht, er dehnte
sie auf Augen, Nasen und Zungen aus. Die Seefahrt utid
die Versöhnung sind ganz wie im Volksbuche erzählt, rnir
rust der Kaiser den Sticfsohn selbst zurück, so daß die Zwie-
sprache mit der Mutter und der Kniesall zu Havenberg
eigentlich der Motivirung entbehren.
Mit einer Wehklage über des Reiches Spaltung und mit
der Widmnn g schließt das Gedicht, dessen Verfasser die Kämpse
der Hohenstaufen und Welfen, des Papsttums und der Kaiser-
macht mit eigcnen Augen gesehen.
Nur slüchtig wollen wir eine spätere Bearbeitung der
Sage vom Herzog Ernst erwähnen 'H, welche wahrscheinlich
die Verkürzung eiues längern Originals und in der breiten Mund-
art des fränkischen Gebirgs in Bänkelsängerart geschrieben
ist. Alle Einzelheiten der Sage sind ^rark veräudert. An die
Stelle des Kaisers mit dem rothcn Haupthaar tritt der mit dem
rothen Barte. Kaiser Friderich hat eine schöne Gemahlin,
deren 24sabriger Sohn, Herzog Ernst, ihm mit Gift nach dem
Leben stellt. Durch Entsendung cntzieht ihn die Mutter der
Todesstrafe. Er macht eine wunderbare Reise die Donau hinab
und nach dem Morgenlande, wo er sich die Königstochter von
Jndien mit Land nnd Leuten gewinnt.
Einmal des Nachts bcsinnt er sich auf die Heimkehr und
schickt den Karfunkel an den Kaiser, welcher zwar die Acht
nicht zurücknimmt, aber den Herzog zu seinem Nachfolger be-
stimmt. Gerade aber, wie Ernst anlangt, stirbt sein Stiefvater,
und so besteigt er den Thron und herrscht lange als gefürchteter,
tresflicher Kaiser über das Reich.
Wir kennen nun die Sage von dcm vielbesungenen Herzog
Ernst nach ihren verschiedenen Aufsassungen. Halten wir die
Hauptzüge fest und vergleichen wir damit, was die Geschichte
12) v. d. HaIen, Einl. zu selnem Abdruck von Herzog Erust. Zschr. Vilh
S. 477 fs. Erzähluug und Beurtheilung nach der kürzeren Bearbeituug inr
Heldenbuch Kaspars von der Rhon, in derl. Zschr. VII, 290.
finden sich bei dem Mönche, wie wir sie schon kennen. Seiner
Phantasie genügten die Verstümmelungsgräuel nicht, er dehnte
sie auf Augen, Nasen und Zungen aus. Die Seefahrt utid
die Versöhnung sind ganz wie im Volksbuche erzählt, rnir
rust der Kaiser den Sticfsohn selbst zurück, so daß die Zwie-
sprache mit der Mutter und der Kniesall zu Havenberg
eigentlich der Motivirung entbehren.
Mit einer Wehklage über des Reiches Spaltung und mit
der Widmnn g schließt das Gedicht, dessen Verfasser die Kämpse
der Hohenstaufen und Welfen, des Papsttums und der Kaiser-
macht mit eigcnen Augen gesehen.
Nur slüchtig wollen wir eine spätere Bearbeitung der
Sage vom Herzog Ernst erwähnen 'H, welche wahrscheinlich
die Verkürzung eiues längern Originals und in der breiten Mund-
art des fränkischen Gebirgs in Bänkelsängerart geschrieben
ist. Alle Einzelheiten der Sage sind ^rark veräudert. An die
Stelle des Kaisers mit dem rothcn Haupthaar tritt der mit dem
rothen Barte. Kaiser Friderich hat eine schöne Gemahlin,
deren 24sabriger Sohn, Herzog Ernst, ihm mit Gift nach dem
Leben stellt. Durch Entsendung cntzieht ihn die Mutter der
Todesstrafe. Er macht eine wunderbare Reise die Donau hinab
und nach dem Morgenlande, wo er sich die Königstochter von
Jndien mit Land nnd Leuten gewinnt.
Einmal des Nachts bcsinnt er sich auf die Heimkehr und
schickt den Karfunkel an den Kaiser, welcher zwar die Acht
nicht zurücknimmt, aber den Herzog zu seinem Nachfolger be-
stimmt. Gerade aber, wie Ernst anlangt, stirbt sein Stiefvater,
und so besteigt er den Thron und herrscht lange als gefürchteter,
tresflicher Kaiser über das Reich.
Wir kennen nun die Sage von dcm vielbesungenen Herzog
Ernst nach ihren verschiedenen Aufsassungen. Halten wir die
Hauptzüge fest und vergleichen wir damit, was die Geschichte
12) v. d. HaIen, Einl. zu selnem Abdruck von Herzog Erust. Zschr. Vilh
S. 477 fs. Erzähluug und Beurtheilung nach der kürzeren Bearbeituug inr
Heldenbuch Kaspars von der Rhon, in derl. Zschr. VII, 290.