Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI Heft:
Ein Durlacher Hofpoet und eine schwarzwäldische Dorfdichterin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0085
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neben diese ernstere Muse der gelehrten Schule trat aber arn
Durlacher Hofc auch die leichtcre, gefälligere des Schauspiels
uud der Musik. Der für Künste und Wisseuschaften einge-'
nommene Markgraf Friderich Magnus hielt ^n kleines
Hoftheater und eine Hofkapelle, welche den fürstlichen Herrschaf-
ten nicht allein abendliche Unterhaltung, sondern auch Gelegen-
heit boten, sich selber in beiderlei Kunst zu versuchen.

Wenigstens wurde das Theater meistentheilT mit einem
Tanzspiele eröffnet, wobei die Prinzen des Hauses mit den
Prinzessinen und Hofdamen als Schäfer und Schäfer-
inen oder Jäger und Nymphen erschienen und ihre Tänze durch
crotische Wechselgesänge belebten.

Es mangelte auch nicht an einem fähigen und eifrigcn
Hofpoeten, denn dcr ehemalige Erzieher eines markgrästichen
Prinzen widmete sich in seinen ältern Tagen beinahe völlig dem
Lieblingsdienste, das kleine Hoftheater mit seinen Schöpf-
ungen zu versehen nnd alle in Freud' und Leid merkwürdigvn
Tage des fürstlichen Hauses kunstgerecht zu besingen.

Dieser Mann hieß Iohann Dobeneck und scheint aus
dem Wirtenberger Lande gestammt zu haben. Aus Respect vor
der Eigenschaft eines „Erziehers bei Hose" verleiht ihm Sachs^)
das Adelsprädikat; das aber lautet wic bittere Jronie, denn der
vermeintliche Herr von war bis iNs Grab ein bürgerlicher ar-
mer Schlucker geblieben. Werfen wir einen Blick auf seinen
kümmerlichen Lebensgang.

Wenn man von Basel aus durch die Feldungen, Mattcn
und Gehölze der herrlichen Ebene wandert, in welche sich das
Wiesenthal gegen den Rhein hinaus verliert, so tritt einem
jenseits des Nonneuwäldleins der Hochrain von Fridlingen
entgegen, der jetzt die „Leopolds-Höhe" heißt. Hier, auf dem
Vorsprunge, wo die Zollamtsgebäude stehen, erhob sich in früh-
mittelalterlichen Zeiteu das Feldschloß ÖtlikonH, dessen Ei-

3) Der Prinz „hatte sich unter Anführung des in den schönen Wissenschaf-
ten sehr erfahrnen JohannvonDobeneck gebildet." IV, 625.

4) Ueber dieses Schloß, welches 1392 urkundlich cnstrum cnmpestrs
heißt, vergl. S.a ch s I, 480, 502 und ill, 591.
 
Annotationen