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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Ein Durlacher Hofpoet und eine schwarzwäldische Dorfdichterin
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0101
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Glücke die Hand gegeben, so soll uns diese Prüsung nicht
muthlos machen." Und sie fiengen wieder an, zu ordnen, zu ar-
beiten, zu sparen, und der Herr gab seinen Segen dazu.

Nach wenigen Jahren jedoch kamen noch HLrtere Prü-
fungen über unsere Dichterin. Denn'nicht allein hatte sie mit
ihren Landsleuteu die Schmach und die Lasten zu empsinden,
welche Deutschland durch die Siege Napoleons I und die
Zertrümmerung des Reiches erlitt, sondern es siarb ihr im Früh-
linge 1808 auch der Gatte. Unter diesem Schlage glaubte sie
erliegen zu müssen.

Sieben Kinder, welche nach der Mutter schrieen, keines
erwachsen, um ihr Hülfe leisten zu konnen, und ein ganz geringes
Anwesen, worauf die Folgen der langen Kriegszeit lasteten, das
war die Lage derWittwe. Aber sie erleichterte ihr Herz durch
ein Trauergedicht, erhob ihren Blick nach Oben und tröstete sich:
„Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen. Ge-
priesen sei der Namen des Herrn."

Jetzt mußte Katharina den Vater und den Mann er-
setzen. Sie trieb die Bäckerei, in welche sie sich bisher ziemlich
eingeübt hatte, und bestellte mit einer einzigen Magd ihre kleine
Gast- und Hauswirtschaft. Und siehe — Alles gewann
einen erfreulichen Fortgang!

Die Speisen Und Getränke, die Ordnung und Reinlichkeit,
und zumal der glückliche Humor der Beckin zogen viele GLste.
an. Aber die Rosen dieses Glückes waren nicht ohne Dornen
des Neides und der Verläumdung. Zwei Wirte, welche das
Brot bei ihr nehmen mußten, sahen mit mißgünstigem Blicke
das gedeihliche Geschäft der stattlichen, lebensmunteren Wittwe
und meinten, „die Herren GLste könnten Brot und Fleisch
genug bei ihr haben."

Dem bösen Gerede folgten auch bittcre Schikanen wegen der
BLckerei, indem man derBasler das Brot HLufig znrückschickte
und zur Nechtfertigung beim Amte unterschobenes ganz schlechtes
vorwies, bis dieser Betrug entdeckt und der Vogt von Mauchen
unter scharfer Strafandrohung verwarnt wurde, demselben für
immer zu steucrn. Daher kam es, daß die Kinder gar oft
 
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