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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Eine Fahrt und Wanderung durch´s Pfinzthal
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0131
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Polilisch wurde der Flecken, welcher in em obereZ,
mittleres, unteres und Kirchenviertel eingetheilt war, dnrch einen
Schuldheißen und zwöls Nicbter verwaltet, unter denen der
Büttel, Schütze und die Hirten stundern Das D'orfgericht ver-
handelte über die niedern Rechts- und Polizeisachen, nach dem
Weistum und den Einnngen, wobei die Strafgelder halb der
Landesherrschaft und halb der Gemeinde zufielen.

Grezingen besaß, wie alle alten Orte, eine ziemlich aus-
gedehnte Gemarkung, deren Hauptbestandtheile noch gegen-
wartig die gleichen sind, Sie erstreckte sich vom Reutenharde
bis hinab in das Bruchland, wo der Giestbach in die Pfinz
fällt, und vom Hummelsberge bis hinüber an das linke Pfinz-
ufer bei Hagsielden und Büchig. Dieses bedentende Markungs-
gebiet bestund aus Getraidefeldern, Weingärten, Wiesen
und Almendgut an Waldungen und Waiden.

Die letzteren zerfielen in eine Kuh- und Rostwaid e uud
nahmen bei weitem den meisten Raum ein, wovon aber ein
großer Theil unzugängliche Brüche und Moräste waren. Denn
die HLufigen Ueberschwemmungen der Pfinz und des Giestbaches,
noch mehr scdoch die Werrenquelle an der Straste zwischen
Grezingen und Weingarten, verwäsferten die Niederungen und
ließen nichts als Röhricht und Riedgras darin gedeihen.

Das Ackerland, welches mit diesen weiten Waideplätzen
in gar keinem Verhältnisse stund, bildete eigentlich drei Fluren,
eine in der Au, vom Dorfe neben der Landstraste abwärts bis
zum Gertenberg, eine „obenhinaus" im Thal und gegen den
Reutenhard, und eine hinter dem Rodberge^), welche aber
zur ersteren gezählt wurde. Der Bodeu galt im Ganzen für
mittelmästig, häufig für mager und schlecht.

An den südwestlichew Halden dcs Rodberges, zwischen der
Auzelge und dem Thalboden, zogen sich die Weinberge hin,

5) Jetzt wtrd fälschlich ttothberq geschrieben, denn der Namen kommt
von roden, welckes iränfisch dasselbe ist, was alemannisch reuten. Da-
her haben wir in nnserer Geaend, wo Franken nnd Alemannen neben ein-
ander lebten, anch neben einander den „Rodberq" und den „Reutenhard."
 
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