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Wege sein,Heil zu suchen. Mit uur einem einzigen Begleiter
versuchte er in dunkler Nacht die Flucht und sie gelang.
Drüben in Frankfurt feierte Otto das Christsest. Wie er
nun im Dome stand mit den Seinen, dem ^ottesdienst lauschend,
da stürzte der Bruder im Büßerkleid, barfuß, vor ihm nieder,
um Verzeihung flehend. Und der König verzieh ihm ganz!
Gleich nachsichtig waren aber nicht alle am Hof und Hein-
rich mochte das trotz seiner hohen Stellung oft bitter genug
erfahren. Er, der höchlichst anrechnete, sich seines Kronrechts
begeben und dem Bruder untergeordnet zu haben; er, der Stolze,
Ehrgeizige, mußte scheu und behutsam auftreten, mußte seine
Herrschbegierde zügeln und verbergen, so lange das Andenken an
seinen Frevel noch neu war.
Mit herbem innerem Kampf erkaufte der Begnadigte
jede Stufe, welche er nach und nach wieder empor stieg; und
so mag er recht verbittert die Rivalen betrachtet, mag uusicher,
beengt sich gefühlt haben, den mächtigen Gestalten gegenüber, in
deren klarem, festem Auge das Bewußtsein geraden Weges zu
berechtigtem Ziel geschrieben stand.
Noch war Heinrich nirgendwie politisch wieder verwendet,
als der Rathgeber von Quedlinburg, der Hüter der Königsburg
zu Jngelheim, als Konrad der Rothe den Herzogsstul von
Lotharingen bestieg, anf welchem er selber einst so schnöde zu
Schanden geworden. Konrad kam dort besser zu Stande; bald
schmiegte sich das Land der kampfgeübten Faust und dem klugen
Kopfe seines neuen Gebieters.
Erst im Jahre hernach (945) gieng ein Stern für Hein-
rich auf, der auch ihm wiedcr eine politische Zukunft verhieß.
Baierns Herzogsfahne wurde ledig und auf seiner Mutter
Bitten verlieh sie Otto ihm, dem Eidam weiland Herzog Ar-
nulfs. Denn Heinrichs Gattin war die schönc und geistvolle,
aber ränkesüchtige Judith, welche nach seinem Tode noch durch
alle diese Eigenschaften nicht immer zum besten wirkte.
Seitdem Heinrich die Grundlage zu neuem Eingreifen in
die politischen Verhältnisse gewonnen, wirkt er mit ungewöhn-
lichem Scharfsiun und großer Thatkraft sehr oft zum Besten
Wege sein,Heil zu suchen. Mit uur einem einzigen Begleiter
versuchte er in dunkler Nacht die Flucht und sie gelang.
Drüben in Frankfurt feierte Otto das Christsest. Wie er
nun im Dome stand mit den Seinen, dem ^ottesdienst lauschend,
da stürzte der Bruder im Büßerkleid, barfuß, vor ihm nieder,
um Verzeihung flehend. Und der König verzieh ihm ganz!
Gleich nachsichtig waren aber nicht alle am Hof und Hein-
rich mochte das trotz seiner hohen Stellung oft bitter genug
erfahren. Er, der höchlichst anrechnete, sich seines Kronrechts
begeben und dem Bruder untergeordnet zu haben; er, der Stolze,
Ehrgeizige, mußte scheu und behutsam auftreten, mußte seine
Herrschbegierde zügeln und verbergen, so lange das Andenken an
seinen Frevel noch neu war.
Mit herbem innerem Kampf erkaufte der Begnadigte
jede Stufe, welche er nach und nach wieder empor stieg; und
so mag er recht verbittert die Rivalen betrachtet, mag uusicher,
beengt sich gefühlt haben, den mächtigen Gestalten gegenüber, in
deren klarem, festem Auge das Bewußtsein geraden Weges zu
berechtigtem Ziel geschrieben stand.
Noch war Heinrich nirgendwie politisch wieder verwendet,
als der Rathgeber von Quedlinburg, der Hüter der Königsburg
zu Jngelheim, als Konrad der Rothe den Herzogsstul von
Lotharingen bestieg, anf welchem er selber einst so schnöde zu
Schanden geworden. Konrad kam dort besser zu Stande; bald
schmiegte sich das Land der kampfgeübten Faust und dem klugen
Kopfe seines neuen Gebieters.
Erst im Jahre hernach (945) gieng ein Stern für Hein-
rich auf, der auch ihm wiedcr eine politische Zukunft verhieß.
Baierns Herzogsfahne wurde ledig und auf seiner Mutter
Bitten verlieh sie Otto ihm, dem Eidam weiland Herzog Ar-
nulfs. Denn Heinrichs Gattin war die schönc und geistvolle,
aber ränkesüchtige Judith, welche nach seinem Tode noch durch
alle diese Eigenschaften nicht immer zum besten wirkte.
Seitdem Heinrich die Grundlage zu neuem Eingreifen in
die politischen Verhältnisse gewonnen, wirkt er mit ungewöhn-
lichem Scharfsiun und großer Thatkraft sehr oft zum Besten