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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Eine Schwarzwald=Wanderung, 1858
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0364
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Dcr weite Forst, wo der Graf am liebsten sein Waidwerk
trieb, zog sich vom Rheine nber dcn Arberg nnd andere Hö-
he^i hinauf an den Hagwald, über den Tiefenstein und jen-
seits der Alb über den großen Freiwald bis zur Werrhalde
und in's Todtmoos hinab. Man hat urkundliche Nachrichten,
daß in diesen Wäldern allc Gattungen von Hoch- und Klein-,
Schwarz- und Nothwild, vom Wildschweine, Edelhirsche
und Bären bis zum Hasen und Eicher, vom Gaier und
Auerhahn bis zur Birk-und Hasclhenne, noch im 16ten Jahr-
hunderte vorgckommen

Wenn Gras Rudols nun von den Jagden im Freiwalde,
dessen nordwestliche Gränze das Todtmoos bildet, müde und er-
schöpft heimwärts zog, so Pflegte er gewöhnlich beim Pfarrer
zu Rickenbach einzukehren und sich unter dessen gastlichem
Dache leiblich und geistig zu laben. Da mochte alsdann ein
kräftiges Jägerlatein gesprochen und gar mancher Hnmpen edeln
Landweincs geleert worden sein.

Hcrr Dietrich aber, der wackere Seelenhirt, verfolgte un-
ter dem Spiele des Scherzes immer den Weg ernsteren Sinnes
und entnahm aus den Erzählungen dcs Grafen und seines Ge-
folges mancherlei Andentungen über den Mangel geistlicher
Lehre und Hilfe unter den einschichtigen Bewohnern des hin-
tercn Wcrrachthals. Es beunruhigte ihn und er forschte ange-
legentlich nach näheren Berichten, um daraus zu entnehmen,
wie dem Uebel etwa zu steuern wäre.

Da erzählte ihm eines Tages ein Mann, welcher im Pfarr-
hose eingesprochen: „Jch bin ein Drechsler vom Walde und
ansäßig im Todtmoos. Da ligt ein breiter Sumpf, worin
Alles versinlt, was unglücklicher Weise hinein gerathet. Diesen
Sumpf bildet der Todtenbach, welcher beim Schönenbühl in
die Werrach sällt. Hier wohne ich und ernähre mich mit der
sauern Arbeit meiner Hände".

„Also kennest Dn die Werrach und den Schönenbühl",
fragte Herr Dietrich den Dreher, und bat denselben, ihn da-

50) Aeitschr. sür die Gesch. oes Oberrh. X, 383.
 
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