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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Fischerei im Bodensee
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0373
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ordnungen gebunden, z. B. welches Maß jede Fischart für
den Fang erlangt haben mußte („unmäßige Fische" wars man
wieder nüs Wasser). Daher waren.auf den verschiedenen Kanz-
leien die sämmtlichen Fischmaße niedergelegt, sowie vom obrig-
keitlichen Fischmeister die „Brittle" ausgegeben wurden, d. h.
die Strickhölzer von einer genau bestimmten Breite, mit welchen
die verschiedenen Neze „gebrettet" oder gestrickt wurden.

Ueberhaupt gaben diese Fischerordnungen und ihr wohlge-
handhabter Schuz dem alten Fischergewerbe eine merkwür-
dige Ausbildung, wodurch die Mittel und Werkzeuge des Fisch-
fangs sehr mannigfaltig und eigentümlich wurden.

Das Fischereigewerbe selbst ist kein beichtes; es gehört
viclfache Erfahrung, Uebung und Einsicht dazu; man muß auf
die Fischarten, den Wasserstand, die Jahreszeiten, auf die
Winde, die Beschaffenheit des Ufers und noch vieles Andere
sehen, woran der Laie gar nicht denkt. Auch ist dieselbe nicht
sehr einträglich unch durch sie noch keine Fischerfamilie zu
etwelchem Vermögen gekommen.

Wie aber den Jäger auf die Jagd, so treibt es den Fischer
hinaus anf den Fang, und freudig ist er nur, wenn sein Fischer-
nachen auf der glatten Wasserfläche schwimmt, um den lustigen
Wasserthierchen nachzustellen. Es gibt Fischerfamilien, die
ihren Beruf mit keinem andern vertauschen möchten, und oft habe
ich alte Leute gesehen, welche srische Kraft zu bekommen schienen,
wenn sie in den See einstachen. Und gar der Sohn eines sol-
chen Fischers, wie ist er freudig und vergnügt bei seiner Arbeit
auf dem beweglichen Element!

Anziehend ift allerdings die Fischerei und mannigfaltig
das Gewerbe; denn seder Monat hat seine Aufgabe, seinen Ge-
winn. Was die eine Zeit nicht bringt, das bringt die andere,
und wenn Fische auch das ganze Jahr hindurch gefangen wer-
den, so fordert doch jede ihre besondere Fangart. Die Ernte-
zeit des Fischers aber sind der Sommer und der Winter; für
letzteren rüstet er sich mit einem leinenen wollengefütterten Kittel
aus, mit wasserdichten Stiefeln, welche bis zur Mitte des
Schenkels hinaufreichen, mit starken Handschuhen und einer
 
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