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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Fischerei im Bodensee
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0387
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„Lätare- oder Groppenfastnacht" gefeiert, wo man unter Jubel
und Tanz gebackene Groppen verspeist.

Reichenau hat einen ebenso starken Fischfang; die dasigen
Fischer bringen jedoch vorzüglich Felchen, Hechte und Brachs-
mcn anf, und weil dcr Fischfang des Untersees ehemals in der
Hand deS dortigen Klosters war, so hat auch jetzt noch der mit
der Aufsicht nber die unterseeische Fischerei beauftragte und
amtlich verpflichtete Fischermeister daselbst seinen Siz. Auch
der Zellersee bietct den Fischern von Jtznang und Moos
ein ziemlich ertragbares Feld; die Fiiche dieser Gegend sind jedoch
weniger geschäzt, als die des Untersecks.

Jn Gottlieben sind acht von Alters her lehenberechtigte
Fischer, welche an den Staat jahrlich 70 Gulden Lehenzins enl-
richten. Diese Fischenz schäzt man nach alten Theilzetteln zu einem
Werth von ungefähr 10,000 Gulden. Die Gottliebencr waren
auch die ersten Ho ffischer des Bischofs von Konstanz und feier-
ten seit Jahrhunderten zu Ehren ihres edlen Gewerbes ein jähr-
liches Fest. Sie trugen nämlich am Aschermittwoch den „Grop-
penkönig" im Flecken herum. Dabei erschienen die Fischer in
Fischertracht, der Groppenkönig aber, wozu der bei. gemein-
samen Fischzügen sonst Befehlende ersehen war, trng als Mantel
ein Fischernez, als Szepter einen Fisch erb ehren, und
wurde anf einer Leiter zuerst nach dem Schlosse getragen, wo man
ihn reichlich beschenkte. Sodann machte derselbe die Runde im
Orte umher. Während dem schüttete man aus den Häusern,
die ihm geneigt und zu Gaben bereit waren, einige Tropfen Wasser
auf ihn herunter. Das Geleite hielt mit der Pritsche strcuge Wacht,
daß dem Groppenkönig die gehörige Ehrfurcht crwiesen werde,
und endlich Abends versammelte sich die ganze Fischerzunst zu
einer fröhlichen Mahlzeit.

Die Paradieser Gemüsebauer benützen ihre Wiuterruhe
zu einem ebenfalls nicht nnergiebigen Fischfang. Jn Konstanz
verdient namentlich die Fischerfanrilie Einhart einer Erwähnnng,
da sie mit allen Arten des Fiseberzeugs wohl ansgestattet ist
und das Geschäft schon seit mehreren Geschlechtsaltern ehrenhast
betreibt.
 
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