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Markgraf Philibert und die fahrenden Schüler
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0421
hcilen. Denn er „besize nichts mehr nnd sei weit entfernt von
Heimat und Aeltern, welche jezund leider unter der abscheu-
lichen Tyrannei des Türken seufzten."
Jn glcicher Weise bittet der Jenenser Student Püttner
um eiu klcines Viaticum, nachdem er, „von seinen Aeltern und
Freunden völlig verlassen, sich aus Armuth und Noth an den
lieben Gott und mildthätige Leute habe wenden müßen,
r;un8! a«I anienm 8au;n reluAinku et snmuku uuoliolnin, «lo
cjua «illi oumiu llouu p6!'^uurlor ot."
Jch will aber den Leser nicht mit Aufzälung all der Bet-
telbriefe des Actenheftes behelligen und nur des lezten dersel-
ben noeh erwähnen. Es erzält darin der „arme Gesell Bot-
tenhorn von Bydenkopp", wie er früher am Kannnergericht
zu Speier und an andern Orten dcr Schreiberei nachgegangen,
sodann im lezten ungarischen Feldzuge^) „mit zweien ei-
genen Pferden nach der Vestung Szigeth ziehen wollen, unter-
wegs jedoch ein Bein gebrochen, deswegen langezeit liegeu blei-
ben, all' das Seine verkaufen uud endlich sich elend habe durch-
schlagen müßen." Daher flehet derselbe seine fürstliche Gnaden
um „eine Ritterzehrung an, welche ihnüs LMögliche, mit
Ehrcn wieder weiter zu reisen."
Aus diesen wenigen Zügen mag sich der Leser von dem
Wesen der fahrenden Schüler des 16ten Jahrhunderts ein
Bild entwerfen. Dasselbe wird ganz dem Geiste jener Zeit
entsprechen, in welchcr das poütisch Abenteuerliche des
früheren Mittelalters beinahe in Allem der Gemeinheit und
Verworfenheit anheim' fiel.
drohtich um sich greifende Franzoseu - K rank heit. Eine pfälzische
Verordnnng aus damaliger Zeit klagt im Eingange, wie der liebe Gott
„ein' schwere, langwirig Krankheit vber die Btenschen diser gegend verhengt,
die von eincnr zum andern greifet, genannt die Franzosen - Plag, vnd
selbige etlich leut ankomen sye in den osfenen Bädern und Wirtshäusern,
vnd diejenen, so mit den Kranken etwa Bnlschaft halb zu thun gehabt."
Pfälz. Copeibnch. XVN, 206.
8) Es ist der Feldzug des kaiserlichen Heeres unter dem tapfern Laza-
rns Schwendi im Jahre 1565 gemeint.
Heimat und Aeltern, welche jezund leider unter der abscheu-
lichen Tyrannei des Türken seufzten."
Jn glcicher Weise bittet der Jenenser Student Püttner
um eiu klcines Viaticum, nachdem er, „von seinen Aeltern und
Freunden völlig verlassen, sich aus Armuth und Noth an den
lieben Gott und mildthätige Leute habe wenden müßen,
r;un8! a«I anienm 8au;n reluAinku et snmuku uuoliolnin, «lo
cjua «illi oumiu llouu p6!'^uurlor ot."
Jch will aber den Leser nicht mit Aufzälung all der Bet-
telbriefe des Actenheftes behelligen und nur des lezten dersel-
ben noeh erwähnen. Es erzält darin der „arme Gesell Bot-
tenhorn von Bydenkopp", wie er früher am Kannnergericht
zu Speier und an andern Orten dcr Schreiberei nachgegangen,
sodann im lezten ungarischen Feldzuge^) „mit zweien ei-
genen Pferden nach der Vestung Szigeth ziehen wollen, unter-
wegs jedoch ein Bein gebrochen, deswegen langezeit liegeu blei-
ben, all' das Seine verkaufen uud endlich sich elend habe durch-
schlagen müßen." Daher flehet derselbe seine fürstliche Gnaden
um „eine Ritterzehrung an, welche ihnüs LMögliche, mit
Ehrcn wieder weiter zu reisen."
Aus diesen wenigen Zügen mag sich der Leser von dem
Wesen der fahrenden Schüler des 16ten Jahrhunderts ein
Bild entwerfen. Dasselbe wird ganz dem Geiste jener Zeit
entsprechen, in welchcr das poütisch Abenteuerliche des
früheren Mittelalters beinahe in Allem der Gemeinheit und
Verworfenheit anheim' fiel.
drohtich um sich greifende Franzoseu - K rank heit. Eine pfälzische
Verordnnng aus damaliger Zeit klagt im Eingange, wie der liebe Gott
„ein' schwere, langwirig Krankheit vber die Btenschen diser gegend verhengt,
die von eincnr zum andern greifet, genannt die Franzosen - Plag, vnd
selbige etlich leut ankomen sye in den osfenen Bädern und Wirtshäusern,
vnd diejenen, so mit den Kranken etwa Bnlschaft halb zu thun gehabt."
Pfälz. Copeibnch. XVN, 206.
8) Es ist der Feldzug des kaiserlichen Heeres unter dem tapfern Laza-
rns Schwendi im Jahre 1565 gemeint.