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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Geschichte der Stadt Hüfingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0514
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Jm Herbste 1823 wurden nämlich auf den „Galgenäckern",
auf der Höhe des Hölensteins, die Grundmauern des s. g.
Tempels bloßgelegt. Die Mauern, sehr verwittert und schlecht,
hatten kaum anderthalb Fuß Dicke, auf der längeren Seite je-
doch Ausladungen. Von ihnen mehrere Fuße entsernt standen
kunstlos und schlecht gearbeitete Säulenpostamente. Jm
Jnnern fand man zwei oder drei Gruben, wovon die eine mit
Letten, eine andere mit Dolomitsteinen angefüllt war.

Anfangs glaubte man, wirklich die Neste eines Tempels vor
sich zu haben, was jedoch die schlechte Struktur des Ganzen nicht
sehr wahrscheinlich machte. Einleuchtender erscheint die Ansicht,
die mein Vater früher schon ausgesprochen, das Gebäude möchte
eine Häfnerei oder Ziegelhütte gewesen sein. Denn der
Grundplan desselben gleicht vollkommen einer jetzigen Ziegelhütte;
uud bedenkt man, daß vor einigen Jahren das thönerne Model
einer großen Medaille, welche den Kaiser Vespasian vorstellt,
auf dieser Stelle gesunden wurde, so erhebt stch die Wahrschein-
lichkeit beinahe zur Gewißheit.

Die übrigen dortigen Fundstücke sind Töpfergeschirr,
Thonkorallen, Fingerringe und dergleichen. Auch wurden am
nördlichen Abhange der genannten Höhe hiemit in Verbindung
stehende Kalköfen entdeckt, oder vielmehr man fand Stellen,
wo das Gestein vom Feuer an- und zu Kalk gebrannt war,
während in den Berg hineingetriebene Hölen von etwa 4' Breite
mehrere Fuder gebrannten Kalkes enthielten, welcher noch gut
zu Mörtel verwendet werden konnte.

Gleichzeitig mit der Entdcckung der römischen Baureste kam
auch ein Begräbnißplatz zu Tage. Mein Vater, welcher da-
mals ein kleines Landgut, den Hölenstein, cultivieren und mit
Wegen versehen ließ, fand bei dieser Arbeit die terassensörmig
vorspringenden Kalkfelsen, auf der nordwestlichen frei in's Thal
hinaus schauenden Seite, mit etwa 2' tiefer Asche überlagert.
Jn dieser aber entdeckte man halb und ganz verbrannte Mensche n-
und Thierknochen, gerippte Korallen von blauem Kalk, blauem
Glase und Gagat, eine Menge Scherben von samischer und ge-
 
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