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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Zunftempörungen in Konstanz. Nach den Quellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0566
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dem gegebenen Versprechen, von der Gemeinde (den Zünften)
Niemanden in denselben zu nehmen beabsichtigten. Dieselben
schwuren deßhalb zusammen wider den Stadtrath, und zu
ihnen hielten vicle armen Handwerksleute, daß es ihrer wohl 80
MLnner waren. Sie wollten eines Tags den großen Rath
während der Sitzung desselben, durch eine vor die Rathsstube
gespannte Kette, zu ihrem Willen nöthigen.

Dies Vorhaben aber war dem Rathe vor dem znr Aus-
führnng bestimmten Tage hinterbracht worden, er traf daher in's
Geheim seine Anstalten dagegen, welche die Bürger jedoch wahr-
nahmen. Es lief deßhalb ein Theil derselben bewaffnet an den
Fischmarkt und trieb Alle zurück, welche dem Rathe beistehen
wollten. Die Räthe zogen hierauf gegen sie aus uud schlugeu
sich mit ihncn herum. Da siel der Zunftmeister Hanns von
Steckborn, ein Schmied, welcher im Rathe gesessen und ge-
schworcn hatte, nichts von einer Empörung zu wissen, durch die
Hand eines Blarer, vor dem hohen Gewölbe; zugleich wurden
drei der Anführer gefangen und viele verwundet, wLhrend die
übrigen davon stohen.

Der ermordete Zunftmeister war beauftragt gewesen,
den Empörern mitzutheilen, daß der Rath ihr Vorhaben kenne,
was er wirklich ausführte. Er hatte an selbigem Tage den
W e n d e l st e i n (die Schneckenstiege des Münsterthurms, auf
wclchem sich die Hochwache besand) mit einem krummen Schlüssel
iDictrich) aufgeschlossen und Ketten an die Glocken gelegt. Sein
unvorhergesehener Tod verhinderte das rechtzeitige Zeichen zum
Sturmläuten; das Stürmcn mit zwei Glocken begann zu spät,
während die vom Rathe sich am Fischmarkte mit den Auf-
rührern schon herumschlugen.

Diese letzteren konnten wegen Kürze der Zeit uicht alle zu-
sammenkommen, weßhalb der Rath die Oberhand behielt. Wer
von den Besiegten es vermochte, lies davon. Die Geslüchteten
verbargen sich hinter Kinderbetterinen, unter StrohsLcken und in
Taubenschlägen, oder legten FrauenmLntel um und flohen nach
Ueberlingen. Es verharrten kaum 16 Maun von den Aus-
rührern kampfend aus der Stelle.
 
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