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Die Zunftempörungen in Konstanz. Nach den Quellen
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0567
Nach ihrem Siege giengen die Räthe an den obern Markt,
wohin sofort auch die Zunftmeister kamen, unter dem Vor-
geben, zu ihnen halten zu wollen. Als aber die Zunftgenoffen
alle beisammen waren und sahen, daß sie die Uebermacht hatten,
setzten sie sich wider die Näthe und stürmten mit ihren Ban-
nern auf den Münsterhof. Dort berathschlagten sie, und be-
schlossen, die Geschlechter alle aus dem Nathe zu stoßen und
dieselben schwören zu lassen, ihnen (den Zünften) in Allem zu
willfahren. Die Geschlechter, welche gegen die Uebermacht keinen
weitern Kampf mehr führen wollten, obgleich sie damas so zahl-
reich waren, daß von ihnen 74 Mann im Nathe saßen, lieferten
auf Berlangen alle ihre Hariüsche, die Thorschlüssel und das
Stadtsiegel, wie die Rathsbücher, die Briefe und was zur Stadt
gehörte, an die Gemeinde aus.
Am folgenden Tage wollte diesclbe die Geschlechter alle über-
lausen, und zog mit 19 Bannern in der Stadt lärmend nnd
schreiend umher. Einige brüllten: „Stechet und schlaget die
Junker nieder", Andere schrieen: „Auf das Rad mit den Jun-
kern." Die Patrizier verschlossen sich daher in ihre Häuser.
Einige der Aufrührer wollten den Schilter^) erstcchen, hieben
die Thore seines Hofes ein, erbrachen die Schlösser der Thüren,
Kästen und Tröge, und als sie den Verfolgten nicht fanden,
nahmen sie Becken, Harnische und andern Plunder mit sich hin-
weg. Ebenso verfuhren die Rasenden im Hofe des Domde-
chanten; sie fanden aber keinen von den Geschlechtern, und
außer der Beschädignng ihrer Häuser geschah denselben weiter
nichts zu Leide. Während der bewaffnete Haufen durch die Stadt
tobte, wurde immer mit zwei Glocken gestürmt.
Auffallenderweise waren die Anstister dieses Auflauses selbst
Glieder des städtischcn Patriziates, und verfolgten besoudere
ehrgeizige Zwecke, welche aber nicht näher bezeichnet sind. Nach
4) Die Schilter gehörten, wie die Bcttminger, zu den alten Geschlcch-
tern. Mit diesen beiden Familien zält Schuldheiß 22 Geschlechter aui,
worruiter vornchmlich die Blarer, Tetnkofer, Schafhanser, Morn, Zorn,
Pfefferhart, Tenfelgaden, Kreutzlinger, Wiener und Züricher erscheinen.
wohin sofort auch die Zunftmeister kamen, unter dem Vor-
geben, zu ihnen halten zu wollen. Als aber die Zunftgenoffen
alle beisammen waren und sahen, daß sie die Uebermacht hatten,
setzten sie sich wider die Näthe und stürmten mit ihren Ban-
nern auf den Münsterhof. Dort berathschlagten sie, und be-
schlossen, die Geschlechter alle aus dem Nathe zu stoßen und
dieselben schwören zu lassen, ihnen (den Zünften) in Allem zu
willfahren. Die Geschlechter, welche gegen die Uebermacht keinen
weitern Kampf mehr führen wollten, obgleich sie damas so zahl-
reich waren, daß von ihnen 74 Mann im Nathe saßen, lieferten
auf Berlangen alle ihre Hariüsche, die Thorschlüssel und das
Stadtsiegel, wie die Rathsbücher, die Briefe und was zur Stadt
gehörte, an die Gemeinde aus.
Am folgenden Tage wollte diesclbe die Geschlechter alle über-
lausen, und zog mit 19 Bannern in der Stadt lärmend nnd
schreiend umher. Einige brüllten: „Stechet und schlaget die
Junker nieder", Andere schrieen: „Auf das Rad mit den Jun-
kern." Die Patrizier verschlossen sich daher in ihre Häuser.
Einige der Aufrührer wollten den Schilter^) erstcchen, hieben
die Thore seines Hofes ein, erbrachen die Schlösser der Thüren,
Kästen und Tröge, und als sie den Verfolgten nicht fanden,
nahmen sie Becken, Harnische und andern Plunder mit sich hin-
weg. Ebenso verfuhren die Rasenden im Hofe des Domde-
chanten; sie fanden aber keinen von den Geschlechtern, und
außer der Beschädignng ihrer Häuser geschah denselben weiter
nichts zu Leide. Während der bewaffnete Haufen durch die Stadt
tobte, wurde immer mit zwei Glocken gestürmt.
Auffallenderweise waren die Anstister dieses Auflauses selbst
Glieder des städtischcn Patriziates, und verfolgten besoudere
ehrgeizige Zwecke, welche aber nicht näher bezeichnet sind. Nach
4) Die Schilter gehörten, wie die Bcttminger, zu den alten Geschlcch-
tern. Mit diesen beiden Familien zält Schuldheiß 22 Geschlechter aui,
worruiter vornchmlich die Blarer, Tetnkofer, Schafhanser, Morn, Zorn,
Pfefferhart, Tenfelgaden, Kreutzlinger, Wiener und Züricher erscheinen.