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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Zunftempörungen in Konstanz. Nach den Quellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0570
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- 556 —

amt zu erhaltcn, um im Vereine mit der Gemeinde die Geschlech-
ter, zu denen er doch sclbst gehörte, zu verfolgen und sie von
ihren bisherigen Rechten auszuschließen.

Bevor der Sturm losbrach, ließen manche Verfügungen
des Rathcs gegen die Geschlechter auf einen solchen schließen.
So verordueten die Zunftmeister, der große Rath und die Ge-
meinde schon im Juli 1420, „die Geschlechter sollen ihre Tänze ^
künftig nur dann in der Nathsstube halten dürfen, wann Fürsten
oder Herren aukommen, weil es Unzufriedenheit unter den Bür-
gern errege, wenn einige beigezogen würden und andere nicht;
sodann sollcn vier Tafeln mit dem jüngsten Gerichte in der
Rathsstube aufgehängt werden, um die Nathsherrcn dadurch
mehr zur Gottesfurcht zu ermahnen."

Etliche Wochen hcrnach wurden mehrere von den Zünften,
welche sich zu den alten Geschlechtcrn gefreundet hatten, vor den
Rath gefordert und darübcr zur Rechenschaft gezogen. Dieselben
sagten aus, „sie hätten sich in die adeliche Gesellschaft nicht ver-
lobt oder verdingt, sondern nur mit ihren Gesippten (Verwandten)
freundschaftlich verkehrt." Es wurden aber gleichwohl Etliche von
ihnen nm 100 Pfunde gestraft, weil sie Geld auf die Katze^)
gegeben, obgleich dics nicht verboten war. Zugleich beschlossen
die Näthe, daß „wer immer von der Gemeinde und den
Zünftcn, es sei Mann oder Frau, mit den Geschlechtern
tanze, stcche oder Gesellschaft habe, jedesmal um 10 Pfunde ge-
büßt werde, so oft cr's thue. Wer aber von den Zünften dem
Gesellsch aftshause der Geschlechter cine Verehrung oder ein
Geschenk mache, soll 1 Psund zur Strafe entrichten.

Diese Satzungen uahmen die Geschlechter als eine Schmach
auf, verließen den Nath, und beredeten sich hernach mit ihren
Freunden von der Gcmeinde und den Zünften darüber. In
Folge dessen erschienen am 16ten September 47 der Jhrigen vor

5) Westwärts vom untcrn Münsterbofe, in der s. g. Sackgasse, steht noch
das ehemalige Gesellschafts- nnd TrinkhauL der alten ehrbaren Geschlechter,
die Katze. Die constanzische Patrizier-Vereinignng wurde daher „die Katzen-
zunft" genannt, wie die Gesellschast der Ucberlinger Geschlechter „die Löwen-
zunft" hieß. Zunft (von zusammen) bedeutet hier einfach Verein.
 
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