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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Zunftempörungen in Konstanz. Nach den Quellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0569
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gern und Zimmerleuten aus, wie denn das Mezgerhandwerk
auch anderwärts die meisten Aufrührer lieferte.

Es war am 18ten Juni 1389, als fämmtliche 19 Zünfte
mit ihren Bannern auf dem Münfterhofe sich versammelten, und
zehn Stunden lang auf dem Platze dlieben, bis sie übereinge-
kommen, daß jede Zunft zu gütlicher Beilegung des Zwistes drei
" Mann als Schiedsrichter in einen Ausfchnß zu wählen habe.
Derselbe befchloß hierauf, durch Stimmenmehrheit, die Bürger-
meister Raiser und Ruch, der Neichsvogt Hagen, der bi-
fchöfliche Ammann Habeck, 36 Zunftmeister und etwa 50 Per-
sonen aus der Gemeiude, dagegen nur 9 Patrizier, müßten
aus ihren Aemtern und Rathsstellen entfernt werden. Neberdies
faßte er den weitern Beschluß, wie vormals wieder einen großen
R ath von IIOMann zu bilden, zur einen Hälfte aus der Ge-
meinde und zur andern aus den Geschlechtern, weil lezteres
freie Leute feien, welche fich nicht zu viele Gewalt
anmaßen würden.

Zum ersten Bürgermeister wählte man nun den Patrizier
Walther Schwarz und zum zweiten oder Unterbürgermeifter
den Rudolf Hieber. Dagegen wurden am St. Peters und
Pauls Tage mehrere der frühern Beamteten verbannt und um
Geld gestraft, so Heinrich Sachs, der vier Jahre zuvor Bür-
germeister gewesen, auf 4 Jahre 4 Meilen Weges von der Stadt
und um 200 Pfunde, der Ammann Habeck auf 2 Jahre 2
Meilen und um die gleiche Summe, und Heinrich Crista,
Zunftmeister der Weinschenken im Gmalhaus am obern Markt,
auf 1 Jahr 1 Meile und um 100 Pfunde.

Das gute Vernehmen zwischen den Zünften und den G e-
fchlechtern fcheint aber im Lause der Zeit fehr gelitten zu
haben. Es entftanden manche Neckereien und Reibereien zwifchen
beiden Theilen, die endlich im Jahre 1429 zu einem gewaltthä-
tigen Ausbruch kamen. Hiebei fpielte der damalige Unterbürger-
meifter Heinrich Ehinger, ein ehrgeiziger nnd unrnhiger
Kopf, die Rolle eines Demagogen, nnd gebrauchte und miß-
brauchte die Zünfte zu feinen felbstfüchtigen Plänen. Denn
vorzüglich war's ihm darum zu thun, das Oberbürgermeister-
 
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