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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Zunftempörungen in Konstanz. Nach den Quellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0578
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die s. g. Untergemeinde, ganz mit Ausschluß der Geschlechter,
denen dazu gar nicht angesagt werde."

„Komme Etwas an den Rath, was den Zunftmeistern
nicht gefalle, und besorgten sie, daß die Mehrheit dafür wäre,
so stünden die drei obersten Zunftmeister aus, und die
andern mit ihnen, nähmen sich ein Bedenken und verschöben
die Sache, wie wichtig dieselbe auch sein möge.

„Diese drei Obersten hätten sich die Gewalt angemaßt, die
andern Zunftmeister jederzeit zusammen zu rufen, und rühnllen
sich, große Hilfe bei der Gemeinde zu sinden, wenn sie an die
Geschlechter gehen wollten. Dieselben hätten ferner auch die
Vogtei an sich gerissen; sie nähmen die eigenen, die verpfän-
deten und Vogtleute der alten Geschlechter zu Bürgern an,
damit sie solche selber dadurch dienstbar würden. Sie besäßen
endlich auch die Sturmglocke in ihrer Gewalt, indem sie dem
Wächter ein besonderes Zeichen angegeben, welches der Bürger-
meister nicht kenne."

„Die Geschlechter hätten ehedem die Rathsstube zu
ihrem Gebrauche gehabt, welcher sie, wie ihre Vorältern, wie
Fürsten, Herren, Grafen, Ritter und Knechte allezeit Zucht und
Ehre bewicsen; man habe ihnen dieselbe aber weggeuommen. Es
seien ohne alles lHerschulden 25 von denen, welche sich zu den
Geschlechtern gcfreundet (verheiratet), durch die altcn Zunft-
meister aus dem Rathe gewiesen, und diese Gefreundeten wider
alles Recht auf der Pfalz gefangen gehalten, wie auch Herr
Jakob von Ulm mit seinem Söhnlein gewaltsamer Weise aus
seinem Eigentum gerissen und eingctürmt worden."

Der König hörte diese Klageartikel im Beisein anderer
Fürsten und Herren, wie der Sendboten der Städte aufmerksam
an. Hierauf gieng Jedermann zum Essen, und nach demselben
wurden die Verhandlungen wieder begonnen, wobei der ehe-
malige Bürgermeister Ehinger die Verteidigung der Geschlech-
ter gegen die Gemeinde übernahm.

Am Montag nach Cäcilientag mußten die alten und neuen'
Räthe zu Constanz schwören, bei demjenigen, was der König
iu dieser Streitsache finden und beschließen werde, ohne alle Ge-
 
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