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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Grünsfeld im Zaubergau. Historisch-Topographisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0591
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und einen der vielen Beweise liefert, daß die Munizipalge-
richte nngemein freier waren, als fpäterhin (nach dem 30fähri-
gen Kriege) und jezt noch handeln konnten; daß die Bürger von
den Plagcreien der Advokaten verfchont blieben, und daß der
gesnnde Menfchenverstand das Gesetz allein auslegte, um dar-
nach die vorligenden Fälle zu beurtheilen.

Bevor wir aber über diefes Gericht etwas Näheres be-
richten, wird es nöthig fein, eincu Blick auf die älteren Herr-
fchaftsverhältnisse der Stadt Grünsseld zurück zu werfen.

Die Grasen des Taubergaues, welche fich im 12ten
Jahrhunderte nach ihrem Stammfchloß von Rineck nanuten,
gehörten zu den vornehmsten Dynasten des deutschen Reiches,
deren zerstreute Besitzungen sich vom Rheinstr.ome bis in den
Haspingau durch die Hochstifte Würzburg, Mainz und Lüttich
erstreckten, jedoch schon srühzeitig zwischen verschiedenen Aesten der
Familie und anderen Grafengeschlechtern zertheilt wurden. So
erhielten die verwandten Grafen von Loos schon im Anfang
des 13ten Jahrhunderts die Herrschasten am Niederrheine und
an der Maas. Gegeil das Ende dcsselben aber theilte Ludwig
der Aeltere die am Main gelegene Grafschaft unter zwei Söhne
und eine Tochter, welche an den Grasen von Hanan vermählt
war, wodurch der ganze Kahlgrund an Hanau - Münzenberg
und von diesem an Hessen-Kassel kam. Der ältere Sohn Ger-
hart besaß aber gleichwohl noch großes Ansehen, und erst unter
seinen Nachkommen begannen Theilungen und Schulden die
Familie in ihrem Vermögensstande zu schwächen.

Der Graf hinterließ die drei Söhne Ludwig, Gerhart
und Gottfried, wovon Lezterer in den geistlichen Stand trat
und Domherr zn Würzburg wurde. Die beiden anderen theilten
ihr väterlichcs Erbe und somit auch die Stadt und Herrschaft
Grünsfeld, welche sofort jeder zur Hälfte besaß, bis Ludwig
verstarb und Gerhart beide Halbtheile in einer Hand vereinigte,

Ander sag." Die Gerichie sind verzeichnet bis in den Septernber 1573, dann
folgen noch einzelne Einträge von Verträgen, Urfehden und Todes-
urtheilen von 1585 bis 1589.

Badenia, II.

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