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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Waldkirch im Elzthale. Eine culturhistorische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0618
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machcr^), und die Anzal der waldkirchischen Schneider und
Watleute war so bedeutend, daß dieselben schon zu Anfang des
Ibten Jahrhuuderts die Erlanbniß erhielten, eine „eigene Bruder-
schaft" zu bildcn, welche ihnen 1459 Herr Jacob von Staufen
urkundlich bestätigte ^).

Jn die nächstsolgenden Zeiten der Stadt aber fällt „die
Handierung dcr Steinschleiser", welche von Freiburg aus
nach Waldkirch verpflanzt worden. Denn dort betrieb man schon
längst diese Kunst mit Chalcedon-, Achat- und andern Cristall-
steinen aus Lothringen, wozu im 16ten Jahrhunderte noch die
Granatsteine aus Böhmen kamen, deren Beliebtheit jene äl-
teren allmählig verdrängte^^).

Als unsere Stadt unmittelbar unter das Erzhaus gelangte,
war das dortige Granatengeschäft bereits in vollem Gange,
und die vorderösterreichische Regierung wußte die Wichtigkeit
dieses Erwerbszweiges so richtig zu schätzen, daß sie alles Mög-
liche aufbot, um das Verschleppen der Bohr- und Schleif-
kunst von Freiburg und Waldkirch in andere Gegendeu und
fremde Länder zu vcrhindern.

Ein Mittel hiezu fand man in strengen Zunftstatuten,
welche namentlich die Bestimmung enthielten, daß kein Schleifcr
auch zugleich das Bohren erlernen dürfe, und daß jeder Ge-
werbsangehörige alljährlich bei der Meistersetzung eidlich gelo-
ben müße, seine Handierung an keinem andern Orte auszuüben,
als zu Freiburg und Waldkirch.

Die Bohrer besonders überwachte man aufls Strengste,
„damit sich dieser Schatz und dieses Kleinod beider Städte

31) So erscheint in einer Urkunde von 1393 „HannS Bendler ein
tuochmann ze Waltkilch."

32) Aeten über daS Schneidergewerbe von 1559 bis 1597.

33) Jm Freibnrger Stadtarchive ligen dic Act en nnd Urkunden über
das Granatengewerbe, glcichwohl theilt Schreiber in seiner Geschichte der
Stadt (II, 257 und IV, 272) nur spärliche Nachrichten über diesen wichtigen
Erwerbszweig mit. Anderwärts aber finde ich die irrtümliche Angabe, daß
das Gewerbe während des vorigen Jahrhunderts e rst von Freiburg nach
Waldkirch verpflanzt worden sei.
 
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