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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Waldkirch im Elzthale. Eine culturhistorische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0619
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mt an andere Orte transseriere." Wie denn, als 1581 ein
solcher zu Waldkirch ausriß und in Freiburg festgenommen ward,
die „gemeinen Meister der waldkirchischen Bollierbruder-
schaft" denselben zurück verlangten oder „daß er dorten in Ver-
wahr bleibe, damit die Kunst nit entführt werde."

Die Granaten kamen aus Böhmcn zentnerweise in Frei-
burg und Waldkirch an, wo man dieselben aus das Kaufhaus
brachte und den Bohrer - Meistern ihre Ankunft öffentlich ver-
kündete, damit „sie die Steine insgemein erkaufen, und
hierauf, nach dem Bedarfe eines Jeglichen von ihnen, unter sich
vertheilen konnten."

Bohren und Schleifen waren ursprünglich ganz getrennte
Arbeiten, es gab jedoch nwhrere Bohrer, welche eigene Schleif-
mülen besaßen. Sämmtliche Steinschleifen aber wurden von
der Herrschaft an die Betreffenden erbweise verliehen und ent-
richteten derselben einen jährlichen Boden- und Wasserzins
von 2 Pfunden Rappenmünze dafür.

Jede der beiden Künste mußte znnftmäßig erlernt wer-
den, und verlangte eine ziemlich lange Lehrzeit. Die ganze
Handierung aber bestund im Ausscheiden, Waschen, Durch-
bohren, Schleifen und Polieren der Granatsteine, und
wenn dieses geschehen im Auffassen derselben an Seidenfäden
und im Zusammenheften einer Partie von Granatenschnüren mit
Silberfäden. Jn dieser Gestalt wurden die geschliffenen Gra-
naten an die Kaufleute abgeliefert, welche sie größtentheils
nach Jtalien und nach dem Morgenlande versendeteu.

Um die Mitte des 16ten Jahrhunderts beschäftigte das
Granatengeschäft zu Freiburg und Waldkirch über 800
Leute, und in beide Städte floß dadurch alljährlich eine Summe
von mehr als 30,000 Gulden^), was uach heutigem Geldwerthe
etwa 70,000 betragen würde.

Den ersten Stoß erlitt das Geschäft durch die große Sterb-
lichkeit im Jahre 1592, wo zu Waldkirch die Steinbohrer bis

34) Ausführlicher Bcricht an die v. L. Regierung von 1581 in dcn
Waldkircher Gewerbsacten.
 
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