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Predigerkanzel schon sreiere Stünmen sich erhoben, melche zu den
Vorboteil der Nesornration gehörteil. Um so mehr veranlaßt
mußte sich daher das hiesige Stiftskapitel sehell, gegen ans-
schmeifende Persoiren seiller Geistlichkeit auf's strengste eiilzu-
schreiteil, wie es im Jahre 1507 gegen den Vicar Herder ge-
schab, dessell unpriesterliche Auffnhrllng dem Volke vieles Aerger-
lliß gegeben
Die Zeiteir der Reformation.
Nicht sofort machte die Glaubensänderuilg ihren Eiil-
fluß auf den Bestaild des Collegiatstiftes geltend. Zmar schon
im Jahre 1524 war ein evangelischer Prediger, Meister Weil-
del .Eretz, auf Verlangeil der Bürgerschast nach Mosbach
gekommen. Wir lernen denselben aus eine eigentnmliche Weise
kennen. Anf das Andringen Götzens von Berlichingen sollte
er mit einem Barfnßermönch von Heilbronn, welcher sich unge-
bnhrlich über die neue Lehre ansgesprochen, disputieren, aber
die Disputation blieb mit dem Mönche aus.
Jm Jahre 1548 erscheint als evangelischer Prediger in
unserer Stadt ein Martin Neuter, melchen der Kurfürst je-
doch bald wieder entließ, weil er sich gegen den kaiserlichen Re-
ligionsbefehl des Jnterims strüubte. Hiebei ist anzunehmen,
daß die Mosbacher diese Geistlichen aus eigenen Mitteln
unterhielten; denn öffentliche Mittel waren zur Zeit für solchen
Zweck nicht vorhanden, und wir sehen auch, daß das katho-
lisch e Stift damals noch in ungeschmalertem Bestzrnde war
78) ^nuo Oomini 1507, cüo proxims po8t te^tum 8. ?etr> ncl vin-
euln, clomiiius 0eorAiu8 Itoiciei', pio tompore vicgrius ecolesie 8.
Hutione in No8pncii, n ctomino vecsno pro 8ui8 exce88itiu8 inclsu-
8trstu8, 8preto msnctnto ctsu^trnm exivlt ete. Der Decan habe den-
selben hierauf wiederholt znm Gehorsame gerufen; er sei aber nach Verlauf
mehrerer Tage erst erschienen, daher nicht mehr angenommen worden. Hier-
anf habe er sich an den bischöflichen Generalvicar von Seldeneck gewendet,
welcher ihn an die römische Curie gewiesen, nnd diese habe ihm zwar die
Absolution ertheilt, er sei aber fortan ohne Pfründe geblieben. Hoe 8oIcnt
inobeckientit>u8 obvenii'o. Das Stifts-Copeibuch, S. 69.
79) Als Dechanten (ctcesni) des Stifts sind bekannt: Helferich
Predigerkanzel schon sreiere Stünmen sich erhoben, melche zu den
Vorboteil der Nesornration gehörteil. Um so mehr veranlaßt
mußte sich daher das hiesige Stiftskapitel sehell, gegen ans-
schmeifende Persoiren seiller Geistlichkeit auf's strengste eiilzu-
schreiteil, wie es im Jahre 1507 gegen den Vicar Herder ge-
schab, dessell unpriesterliche Auffnhrllng dem Volke vieles Aerger-
lliß gegeben
Die Zeiteir der Reformation.
Nicht sofort machte die Glaubensänderuilg ihren Eiil-
fluß auf den Bestaild des Collegiatstiftes geltend. Zmar schon
im Jahre 1524 war ein evangelischer Prediger, Meister Weil-
del .Eretz, auf Verlangeil der Bürgerschast nach Mosbach
gekommen. Wir lernen denselben aus eine eigentnmliche Weise
kennen. Anf das Andringen Götzens von Berlichingen sollte
er mit einem Barfnßermönch von Heilbronn, welcher sich unge-
bnhrlich über die neue Lehre ansgesprochen, disputieren, aber
die Disputation blieb mit dem Mönche aus.
Jm Jahre 1548 erscheint als evangelischer Prediger in
unserer Stadt ein Martin Neuter, melchen der Kurfürst je-
doch bald wieder entließ, weil er sich gegen den kaiserlichen Re-
ligionsbefehl des Jnterims strüubte. Hiebei ist anzunehmen,
daß die Mosbacher diese Geistlichen aus eigenen Mitteln
unterhielten; denn öffentliche Mittel waren zur Zeit für solchen
Zweck nicht vorhanden, und wir sehen auch, daß das katho-
lisch e Stift damals noch in ungeschmalertem Bestzrnde war
78) ^nuo Oomini 1507, cüo proxims po8t te^tum 8. ?etr> ncl vin-
euln, clomiiius 0eorAiu8 Itoiciei', pio tompore vicgrius ecolesie 8.
Hutione in No8pncii, n ctomino vecsno pro 8ui8 exce88itiu8 inclsu-
8trstu8, 8preto msnctnto ctsu^trnm exivlt ete. Der Decan habe den-
selben hierauf wiederholt znm Gehorsame gerufen; er sei aber nach Verlauf
mehrerer Tage erst erschienen, daher nicht mehr angenommen worden. Hier-
anf habe er sich an den bischöflichen Generalvicar von Seldeneck gewendet,
welcher ihn an die römische Curie gewiesen, nnd diese habe ihm zwar die
Absolution ertheilt, er sei aber fortan ohne Pfründe geblieben. Hoe 8oIcnt
inobeckientit>u8 obvenii'o. Das Stifts-Copeibuch, S. 69.
79) Als Dechanten (ctcesni) des Stifts sind bekannt: Helferich