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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1864-1866

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Bader, Joseph: Säckingens Schicksale in kurzen Zügen geschildert
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https://doi.org/10.11588/diglit.22621#0233
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Nach Vertreibung der Nömer vom Oberrheine und nach
den Wirren der Völkermanderung besezten die Alemannen die
Gane anf beiden Seiten des Stromes; die Bevölkerung am lin-
ken Ufer gelangte aber unter den Schutz des Gothenkönigs Th eo-
dorich, mährend diejenige am rechten Gestade der Oberherrschaft
des Frankenköniges Klo'dewig verfiel.

Damals kam der heilige Fridolin aus Schottland dnrch
Gallien und Helvetien an den Oberrhein, um das verdrängte
Christentum daselbst wieder zu predigen. Das Eiland bei
k>nnc;tio schien ihm zur Griüboung eines Klosters für Diener
des Evangelinms die geeignetste Stelle zu seiin Er verschaffte
sich daher eine Urkunde, worin ihm der Frankenkönig die „er-
betene Jnsel" zum Eigentnme verlieh.

Dieselbe gehörte jedoch zum Almendgute der am linken
Ufer, unter der gothischen Herrschaft mohnenden Leute, welche
sich jeder Besitzergreifung des Eilandes durch den unwill-
kommenen Fremdling entschieden widersezten.

Die Sache führte zu kebhaften Verhandlnngen und sollte
endlich am argauischen Landgerichte rechtskräftig entschieden
werden. Dieses Gericht wollte Fridolin aber umgehen, und
da derselbe ein ebenso klnger und thatkräftiger, als frommer
Mann war, so gelang ihm anch der schwierige Schritt.

Er hatte bemerkt, daß der rechte Nheinarm eine Absper-
rung znkasse und errichtete mit seinen treuen Gesellen nun aus
Eichenstämmen und Steinen darin einen starken D amm, welcher
den Hauptstrom in das andere Ninnsal trieb. Hiedurch kam
das streitige Eiland auf die breisgauische oder fränkische
Seite zu ligen und der Heilige hatte gewonnenes Spiel.

Fridolin gründete sofort eiu Doppelkloster, das heißt eine
Lehranstalt für Jungfrauen und Iünglinge, welche sich dem
höheren Dienste des Evangelinms widmeten. Er wurde dabei
mehrseitig unterstüzt, namentlich von seinem bisherigen Gastherrn
Wacher, dessen Tochter, welche der heilige Mann aus der Tanfe
gehoben, die erste Nonne des neuen Gotteshanses war. Dasselbe
aber weihete der Stifter dem heiligen Hilarius, von dem er
Gebeine ans Poitiers bis an den Nhein getragen.
 
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