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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Lais, Robert; Schmid, Elisabeth: Das Alter der paläolithischen Fundstelle am Ölberg bei Ehrenstetten, Landkreis Freiburg i. Br.
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0033

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Das Alter der paläolithischen Fundstelle am Ölberg bei Ehrenstetten, Ldkrs. Freiburg

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Es muß eine andere Lösung des Widerspruchs gesucht werden. Sie ist eigentlich von
Zotz auch bereits gefunden, aber nicht als solche verwertet worden. Auf Seite 17 seiner
Veröffentlichung vom Jahre 1928 schreibt er über die Einlagerung der Magdalenien-
schicht: „Da zwischen Höhlenboden und Höhlendach der Abstand noch nicht 1 m
betrug, so scharrte die neue Horde den Boden heraus, um Platz zu gewinnen.“ Die Fül-
lung der Grotte bestand damals nicht nur aus dem unteren roten Lehm und dem stark
mit Löß vermischten Gesteinsschutt, sondern auch noch aus dem unter einem weniger
kalten und trockenen Klima gebildeten lößfreien aber mehr lehmig sinterigen Gesteins-
schutt, wie er in ähnlicher Ausbildung im Schuttkegel unterhalb der Magdalenienfunde
festgestellt wurde, also aus den Schichten D, C und einem Teil von B. Die Grotte war
daher zur Zeit der Ankunft des Magdalenienmenschen derart mit Schutt angefüllt, daß
sie zunächst unbewohnbar war. Um Raum zu gewinnen, hat der Mensch erst einen
großen Teil der Höhlenschichten herausscharren müssen: den ganzen damals abgelagert
gewesenen Teil der Schicht B und einen Teil von C. Es ist nicht unwichtig, sich zu ver-
gegenwärtigen, daß die herausgeschafften Massen dem Schuttkegel vor der Höhle ent-
weder in umgekehrter Reihenfolge aufgelagert wurden, also zu unterst das Material
von B, darüber der Löß, oder aber, daß eine Vermischung von B und C stattgefunJen
hatte. Auf der Lößoberfläche hauste innerhalb der Höhle der Magdalenienmensch; auf
ihr lagerten sich die Feuersteinsplitter, Knochen, Holzkohlen und anderen Reste ab;
sie wurden z. T. in den Löß hineingetreten oder verwühlt. Nachdem dieser Unter-
schlupf verlassen war, nahmen ihn die Kräfte der Natur wieder unter ihre Herrschaft.
Aus dem Schuttwall, der sich vor dem Eingang erhob, wurde der Löß durch das Regen-
wasser wieder in die Höhle geschwemmt, wo er, vermengt mit den Verwitterungspro-
dukten des Daches und der Wände, die Kulturschicht überdeckte.
Daß bei dieser Einschwemmung keine Schichtung entstand, ist nicht verwunderlich. Das
Lößmaterial bildete mit dem Regenwasser einen mehr oder weniger dünnen Brei, der
langsam auf den Höhlenboden floß. Dabei konnte keine Sonderung des Materials
stattfinden, also keine Schichtung auftreten. In großem Maßstab können diese Vor-
gänge im benachbarten Kaiserstuhlgebirge beobachtet werden, dessen Hänge eine mäch-
tige Lößdecke tragen. Hier sind neolithische und bronzezeitliche Fundstellen unter 3 bis
4 m starken völlig schichtungslosen Massen umgelagerten Lößes
begraben.
Innerhalb der Höhle lagen also die Funde des späten Magdaleniens zwar im Löß; sie
sind aber nicht gleichaltrig mit seiner Entstehung, sondern einer späteren Zeit
zuzuweisen, in der die Lößbildung endgültig aufgehört hatte. Sie stehen zum Löß in
keiner anderen Beziehung als etwa die neolithischen oder bronzezeitlichen Wohngruben,
die im Kaiserstuhl in dieses Gestein eingetieft sind.
Mit dieser Feststellung sind Bayers Angriffe und Deeckes Zweifel gegenstandlos ge-
worden. Weil Bayer die Funde vom Ölberg für gleichaltrig mit der Bildung des
jüngeren Lößes hielt, hat er sie, taub für die klare Sprache ihrer Typologie, dem
Aurignacien zugewiesen. Deecke aber, überzeugt von der Beweiskraft der typologischen
Merkmale, zweifelte, daß es sich um Löß gehandelt habe.
Die Wahrheit liegt, wie wir gesehen haben, diesesmal nicht in der Mitte sondern ein
wenig abseits. Sie wäre schon von Zotz gefunden worden, wenn er den Schuttkegel
 
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