Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

DOI Artikel:
Gersbach, Egon: Ein Randleistenbeil der frühen Bronzezeit von Möhlin, Kt. Aargau (Schweiz)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0052

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
46

Eg. Gersbach

bekannt geworden ist. Ihr lang ausgezogenes, eigenartig parabolisch gestaltetes Blatt
wie auch der gedrungene, eher plumpe Schaft gestatten, die Axt vom Typus Möhlin
gegen ihren Vetter mit halb- bis dreiviertelkreisförmiger Schneide formenkundlich
klar abzugrenzen. Sie kann deshalb auch nicht einfach als besonders schwere Aus-
bildung der letzteren Gattung angesehen werden, zumal diese selbst kräftige Typen
entwickelt, die vor allem ob ihres Fehlens in Gräbern unbedenklich als Arbeitsbeile
angesprochen werden können6). Die Eigenständigkeit der Möhliner Axt erweist sich
am besten an Hand ihres Verbreitungsgebietes.
Während die Randleistenbeile mit halbkreisförmiger Schneide, deren kulturelle Stel-
lung noch nicht gesichert erscheint7), in einer tiefen Zone nördlich und in einer dem-
gegenüber unbedeutenderen südlich des Alpenkammes die Spätphase der frühen
Bronzezeit (Reinecke A 2) bezeichnen, ist unser Typus im wesentlichen auf das Gebiet
der Schweiz konzentriert (Abb. 5 b)8). Eine schwache Ausstrahlung greift über die Alpen
hinweg nach Oberitalien. Hier finden sich Möhliner Beile in Colico und Pagnona un-
mittelbar östlich des Corner Sees9); die nächsten Vergleichsstücke begegnen dann wieder
im Hort von Cascina Ranza bei Mailand10) in Verbindung mit anderen, meist wohl
ebenfalls nördlich der Alpen beheimateten Beilen11). Südlich des Po scheint unser Typus
dagegen zu fehlen.
Der Weg dieser Ausstrahlung über den Bernhardin wird deutlich markiert durch die
Äxte von. Versam12) und Grüneck13) im Vorderrheintal und das Beil von Lostallo14)
bei Mesocco (alle Kt. Graubünden) im Misox am Südabhang dieses Passes. Andererseits

ö) So etwa G. Behrens, Bronzezeit (1916) 17 f. Abb. 5, 2. — Jahresber. Industr. Ges. Mül-
hausen i. E. 15, 1917, Taf. 1 (L. G. Werner). — O. Tschumi, Die Ur- und Frühgeschichte des
Simmentals. Simmentaler Heimatbuch (1938) 23 Taf. 3 unten. — Bad. Fundber. 17, 1941 —
1947, 268 Taf. 67, 2.
7) Im Straubinger Kreis sucht W.Kimmig (Bad. Fundber. 17, 1941—1947, 269; Festschr. E.Wahle
[1950] 136 ff. bes. 152) ihre Entstehung. E.Vogt (a. a. O. 54 f.) dagegen nimmt sie für seinen
Aunjetitzer Zustrom in die Schweiz in Anspruch. — Vgl. dazu die Bemerkungen von W. Dehn,
Bayer. Vor geschieh tsbl. 18/19, 1951, 18 und von F. Holste, Handbuch der Urgeschichte
Deutschlands 1 (1953) 15; 18.
8) Die Verbreitung der Beile mit halbrunder Schneide geben O. Uenze, Die frühbronzezeitlichen
triangulären Vollgriffdolche. Vorgesch. Forsch. 11 (1938) Karte 7 und E.Vogt a. a. O. 55
Karte 1.
s) Museo Civico di Como. Die Zeitschr. Riv. arch. di Como, in der die Beile publiziert sind, war
mir leider nicht zugänglich. — Nahestehend auch: Bodio, H. Otto - W.Witter, Handbuch
der ältesten vorgeschichtl. Metallurgie in Mitteleuropa (1952) 169 Abb. 867.
10) O. Montelius, Civ. primit. Ital., Sept. Ser. B Taf. 28, 9. — 31. Ber. RGK. 1941 (1942) Teil 2
Taf. 37 a, 10. 13.
n) 31. Ber. RGK. 1941 (1942) Teil 2 Taf. 37 a, 5—6. 9. 11. — Zu den Beilen 6 und 9 vgl. Mitt.
Ant. Ges. Zürich 27, 1916, 203 f. Taf. 1, 8; Jahrb. Schweiz. Ges. f. Urgesch. 3, 1911, 75
Abb. 26; P. E. Scherer, Beitr. z. Urgesch. d. Urschweiz. Beil. z. Jahresber. 1908/09 d. Kant.
Lehranst. Sarnen Abb. 6 (Frutt). — O. Tschumi, Ur- und Frühgeschichte des Amtes Thun.
Das Amt Thun (1943) 145 Abb. 29 c (Thun). — Es handelt sich vermutlich um einen „Ableger “
des Langquaider Typus.
12) J. Heierli, Urgeschichte der Schweiz (1901) 241. — Mitt. Ant. Ges. Zürich 26, 1903 Taf. 1,
4. — Jahrb. Schweiz. Ges. f. Urgesch. 5, 1913, 118.
13) Anz. f. Schweiz. Altkde. 14, 1912, 189 Abb. 1. — Jahrb. Schweiz. Ges. f. Urgesch. 5, 1913, 118.
14) Antiqua 1884 Taf. 6, 42. — J. Heierli a. a. O. (1901) 242.
 
Annotationen