Zur Bedeutung der bürgerlichen Siedlung im Gewann „Mühlöschle“, Gemark. Hüfingen
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herrschten sie allerdings das Bild derart, daß der Ausdruck „Canabae“ mit Vorliebe für
die Lagerdörfer angewandt wird, übrigens mehr in der modernen archäologisch-althistori-
schen Literatur als im antiken Sprachgebrauch (vgl. Bohn a. a. O.). „Canabae“ im ein-
geengten Wortsinne war die Siedlung im „Mühlöschle“, wie wir sahen, nicht oder nur in
der allerersten Zeit ihres Bestehens; im ursprünglichen Wortsinne kann man den Aus-
druck für sie gelten lassen10).
Korrekturzusatz zu S. 120: Wie eine neugefundene, z. Z. noch unpublizierte Inschrift
aus Rottweil wahrscheinlich vom Ende des 2. Jahrhunderts n.Chr. zeigt, istArae Flaviae-
Rottweil doch zu einem nicht genauer bekannten Zeitpunkt zum municipium (Stadt
römischen Rechts) erhoben worden.
Fre ib u r g i. B r, R o 1 f N i e r h a u s
15) Bohn a. a. O. 26 mit Anm. 3; 28 f. mit Anm. 11; v. Petrikovits a. a. O.
10) Vorstehende Bemerkungen beschränken sich bewußt auf die Fragen, die sich aus der Ver-
öffentlichung der Funde aus der Siedlung im „Mühlöschle“ ergeben. Die Frühgeschichte der
Kastellhöhe des „Galgenbergs“ müßte gleichfalls nochmals anhand der archäologischen Unter-
lagen überprüft werden. Nur soviel sei bemerkt, daß die von E. Vogt (Anzeiger f. Schweiz.
Altertumskunde N. F. 33, 1931, 47 f.) und Frau Ettlinger (Augster Thermen 37, Anm. 7; 91 f.)
geäußerten Zweifel an der Gleichzeitigkeit der im Kastellgelände gehobenen Spätlatene-
materialien mit dem claudischen Kastell völlig zurecht bestehen. An der Stelle des späteren
claudischen Kastells muß eine kleine spätlatenezeitliche Siedlung gelegen haben, die, soviel die
Funde erkennen lassen, etwa um Chr. Geb. abbrach, evtl, noch in bescheidenster Form weiter-
dauerte. An dieser Siedlung wird ursprünglich der Name Brigobanne (so die Tabula Peutinge-
riana im Ablativ; Nominativ wohl Brigobannis) gehaftet haben. Was für eine Funktion die
Siedlung gehabt hat, ist noch nicht klar ersichtlich. Ihrer Lage auf dem Wind und Wetter sehr
exponierten, aber auch sehr aussichtsreichen „Galgenberg“ nach zu urteilen, dürfte sie als ein
Schutz- und Überwachungsposten an der spätlatenezeitlichen Fernhandelsstraße anzusprechen
sein, in deren Zuge dann Vespasian die Straße Windisch-Rottweil ausgebaut hat, sodaß das
Kastell die Aufgabe dieses Kontrollpostens an der Straße übernommen hätte. Doch darüber
ein andermal.
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herrschten sie allerdings das Bild derart, daß der Ausdruck „Canabae“ mit Vorliebe für
die Lagerdörfer angewandt wird, übrigens mehr in der modernen archäologisch-althistori-
schen Literatur als im antiken Sprachgebrauch (vgl. Bohn a. a. O.). „Canabae“ im ein-
geengten Wortsinne war die Siedlung im „Mühlöschle“, wie wir sahen, nicht oder nur in
der allerersten Zeit ihres Bestehens; im ursprünglichen Wortsinne kann man den Aus-
druck für sie gelten lassen10).
Korrekturzusatz zu S. 120: Wie eine neugefundene, z. Z. noch unpublizierte Inschrift
aus Rottweil wahrscheinlich vom Ende des 2. Jahrhunderts n.Chr. zeigt, istArae Flaviae-
Rottweil doch zu einem nicht genauer bekannten Zeitpunkt zum municipium (Stadt
römischen Rechts) erhoben worden.
Fre ib u r g i. B r, R o 1 f N i e r h a u s
15) Bohn a. a. O. 26 mit Anm. 3; 28 f. mit Anm. 11; v. Petrikovits a. a. O.
10) Vorstehende Bemerkungen beschränken sich bewußt auf die Fragen, die sich aus der Ver-
öffentlichung der Funde aus der Siedlung im „Mühlöschle“ ergeben. Die Frühgeschichte der
Kastellhöhe des „Galgenbergs“ müßte gleichfalls nochmals anhand der archäologischen Unter-
lagen überprüft werden. Nur soviel sei bemerkt, daß die von E. Vogt (Anzeiger f. Schweiz.
Altertumskunde N. F. 33, 1931, 47 f.) und Frau Ettlinger (Augster Thermen 37, Anm. 7; 91 f.)
geäußerten Zweifel an der Gleichzeitigkeit der im Kastellgelände gehobenen Spätlatene-
materialien mit dem claudischen Kastell völlig zurecht bestehen. An der Stelle des späteren
claudischen Kastells muß eine kleine spätlatenezeitliche Siedlung gelegen haben, die, soviel die
Funde erkennen lassen, etwa um Chr. Geb. abbrach, evtl, noch in bescheidenster Form weiter-
dauerte. An dieser Siedlung wird ursprünglich der Name Brigobanne (so die Tabula Peutinge-
riana im Ablativ; Nominativ wohl Brigobannis) gehaftet haben. Was für eine Funktion die
Siedlung gehabt hat, ist noch nicht klar ersichtlich. Ihrer Lage auf dem Wind und Wetter sehr
exponierten, aber auch sehr aussichtsreichen „Galgenberg“ nach zu urteilen, dürfte sie als ein
Schutz- und Überwachungsposten an der spätlatenezeitlichen Fernhandelsstraße anzusprechen
sein, in deren Zuge dann Vespasian die Straße Windisch-Rottweil ausgebaut hat, sodaß das
Kastell die Aufgabe dieses Kontrollpostens an der Straße übernommen hätte. Doch darüber
ein andermal.