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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Straub, Roderich: Zur Kontinuität der voralamannischen Bevölkerung
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0138

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Roderich Straub

Im Gegensatz zu den Alamannen ist bei den 174 Galloromanen von Kaiseraugst A
(Tabelle la) der LBI der beigabenlosen Toten und der Toten mit einfacheren Beigaben
fast gleich dem der Toten mit reicheren Beigaben,
Bei den Individuen mit reicheren Beigaben von Kaiseraugst A sind zwar prozentual
mehr Langschädel als bei denen mit einfacheren Beigaben (vgl. Tabelle Ib) vorhanden,
aber auch die Kurzschädel sind bei ihnen häufiger als bei den Toten mit einfacheren
Beigaben.
Tabelle II enthält die Werte für die Körpergröße. Von 126 Alamannen (77 aus Hail-
fingen, 11 aus Gerlingen, 38 aus Pieterlen), deren Körpergröße nach Manouvrier
festgestellt werden konnte, wurden 46 mit reicheren Beigaben ausgestattet. Sie sind
bei beiden Geschlechtern wesentlich größer als die Toten mit einfacheren oder gar
keinen Beigaben. Bei den Männern betrug der Unterschied sogar beinahe 5 cm.
Auch bei den mit der Meßlatte in situ gemessenen 226 Skeletten von Elgg und
Bümpliz (vgl. Tabelle II) besaßen die mit reicherer Grabausstattung deutlich eine
größere Körperhöhe als die mit einfacherer Ausstattung und keinen Beigaben.
Die Galloromanen mit reicheren Beigaben von Kaiseraugst A sind nach Tabelle II gleich-
falls größer als die mit einfacheren Beigaben.
Die Verbindung von LBI und Körpergröße veranschaulicht für 88 Individuen von
Hailfingen, Elgg, Oerlingen und Pieterlen die Tabelle III. Die 62 Toten ohne und mit
einfacheren Beigaben sind zu 4O°/o „kurzschädelig-kleinwüchsig“. Nur 18% von ihnen
sind „langschädelig-großwüchsig“. Umgekehrt sind von 26 Toten mit reicheren Bei-
gaben 50% „langschädelig-großwüchsig“. Nur 1 Toter (4°/o) ist „kurzschädelig-klein-
wüchsig“. Von den 88 Individuen aller drei Beigabengruppen waren insgesamt 24,
also 27%, „kurzschädelig-kleinwüchsig“.
Bei den Kaiseraugstern beträgt nach Tabelle III hingegen der Hundertsatz „Kurz-
schädelig-kleinwüchsiger“ 68%. Der einzige Kaiseraugster aus dem Gräberfeld A mit
reicheren Beigaben, von dem LBI und Körpergröße bekannt sind, ißt „kurzschädelig-
kleinwüchsig“.. Auch der einzige Mann aus dem spätrömischen Gräberfeld Kaiser-
augst B21) mit reicheren Beigaben (Grab 19) ist bei einem LBI von 81 und einer)
Körpergröße von 167 cm22) ebenfalls „kurzschädelig-kleinwüchsig“.
Zusammenfassend ist festzustellen, daß bei den Alamannen eine deutliche Beziehung
zwischen den Skelettresten und der Grabausstattung vorliegt. Die Toten mit reicheren
Beigaben sind im Durchschnitt langschädeliger und größer als die Toten mit ein-
facheren oder gar keinen Beigaben. Bei den Galloromanen von Kaiseraugst fehlt hin-
gegen diese Beziehung sowohl bei der Schädelform wie bei der Verbindung von
Schädelform und Körpergröße. Nur bei der Körpergröße allein ist auch bei den Kaiser-
augstern eine Entsprechung von Körperhöhe und Beigabengüte festzustellen. Die
Toten mit reicheren Beigaben sind dort ebenso wie bei den Alamannen größer als
die mit einfacherer Ausstattung. Gewiß handelt es sich bei der Körpergröße um ein
Rassemerkmal. Auf der anderen Seite wird die Körpergröße aber auch von äußeren

21) R. Laur-Belart, Spätrömische Gräber aus Kaiseraugst (Festschrift f. R. Bosch [1947) 137 ff.).
22) Tätigkeitsber. der Naturforsch. Ges. Basselland 16, 1946, 54 (R. Bay).
 
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