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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Kimmig, Wolfgang; Dauber, Albrecht: Latènezeitliche Brandgräber von Bettingen, Ldkrs. Tauberbischofsheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0148

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Albrecht Dauber und Wolfgang Kimmig

Einzelfunde:
Außer den Grabfunden sind aus dem Sandgrubengelände zwei Einzelfunde bekanntgeworden, die
zweifellos von unbeobachtet zerstörten Gräbern stammen.
1. Vor 1939, auf Grundstück Fluhrer, in einer Tiefe von 0,50—0,60 m. Zwei Stücke einer bron-
zenen G ü r t e 1 k e t t e (Taf. 21, B; 26, 1), von denen das eine aus drei Ringen mit vier Ver-
bindungsgliedern, das andere aus einem Ring mit zwei Verbindungsgliedern besteht. Offene
Ringe von 2,6—2,9 cm Dm. und 1,6 cm Weite. Verbindungsglieder kurz und gedrungen, Länge
2,8 cm, die Ösen nur durch einfache Wülste getrennt mit Endzäpfchen. An den Gliedern jeweils
nur eine Öse durchgehend, die andere beiderseits vertieft mit Trennwand, so daß seitliches Ver-
rutschen des Rings und Sichtbarwerden der Ringfuge vermieden wird.
2. 1949 auf Grundstück Heilig. Bruchstücke eines ehemals S-förmig zusammengebogenen
Eisenschwertes vom Mittellatenetypus. Länge noch 73 cm, davon 11,5 cm Griff. Klingen-
breite 9,5 cm. Oberteil der Scheide mit glockenförmigem Abschluß und aufgenieteter Riemenöse.
3. Etwa gegen Kriegsende wurde von Heilig auf seinem Grundstück ein Scherbennest
beobachtet.
Karlsruhe Albrecht Dauber

Es ist Ernst Wahle gewesen, der 1941 im Rahmen einer viel beachteten Studie1) zum
ersten Male die Aufmerksamkeit auf jenen kleinen Brandgräberfriedhof von Bettingen
gelenkt hat, dessen Funde nunmehr, sechzehn Jahre nach seiner Entdeckung, der For-
schung zugänglich gemacht werden können. Unter diesen Umständen ist es naheliegend,
zunächst von den Wahleschen Überlegungen auszugehen, auch wenn, sich diese nur auf
einen einzigen, dazu noch unbeobachteten Grabfund bezogen (Grab 1) (Taf. 22). Inzwi-
schen hat sich die Zahl der Gräber wenigstens auf fünf erhöht, von denen Grab 2 durch
das Landesamt Karlsruhe, Grab 4 durch einen örtlichen Vertrauensmann ausgegraben
werden konnte, während das reiche Grab 3 und das durch seine Glasperlen beachtens-
werte Grab 5 gleichfalls unkontrolliert gehoben wurden. Daß der nach den vorliegenden
Berichten offenbar locker belegte Friedhof ursprünglich wesentlich größer gewesen sein
muß und auch heute noch nicht als erschöpft gelten darf, erweisen mindestens vier
weitere zerstörte Gräber, deren Beigaben jedoch mit wenigen Ausnahmen verloren-
gegangen sind.
Chronologische Fragen
Was zunächst die zeitliche Stellung des Bettinger Gräberfeldes anbelangt, so hat Wahle
mit guten Gründen auf die späte Latenezeit verwiesen. Wenn er sich jedoch nicht ent-
schließen konnte, innerhalb dieser Periode eine schärfere Zeitmarke anzugeben — das
von ihm vorgeschlagene Datum „um 50 v. Chr.“ ist durchaus „par hasard“ gemeint —,
so lag dies vor allem daran, daß der ihm vorliegende Grabfund mit Schwert, Schild und
Lanze keine schärfere Fixierung zuließ. Wenn Wahle jedoch weiter die Versuche zur
Untergliederung der Spätlatenezeit (bis 1939) in Zweifel zieht, so muß dazu gesagt wer-
den, daß Almgreens und Schumachers Folgerungen über die zeitliche Stellung der Fibeln
B E. Wahle, Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen in: Sitzungsber. Hei-
delberger Akad. d. Wiss., Phil.-Hist. Klasse 1940/41, 2. Abhandlung 1 ff. — Sonstige Er-
wähnungen des Gräberfeldes: A. Borchling, Frühgermanische Brandgräber in Bettingen in:
Jahrb. d. Hist. Ver. „Alt-Wertheim“ 1938/39, 48 ff. — A. Dauber, Germanische Brandgräber
von Bettingen in: Volk und Vorzeit 3, 1939, 94 f.
 
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