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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Kimmig, Wolfgang; Dauber, Albrecht: Latènezeitliche Brandgräber von Bettingen, Ldkrs. Tauberbischofsheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0163

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Latenezeitliche Brandgräber von Bettingen, Ldkrs. Tauberbischofsheim

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zeigt die Keramik im freilich wohl etwas jüngeren Gross-Romstedt nicht nur völlig
andersartige Formen, sondern sie entwickelt auch dort ein neues Stilgefühl, wo eine
gewisse keltische Beeinflussung unverkennbar ist* 100). Das germanische Element gibt sich
also in der lokal viel stärker gebundenen Tonware deutlich zu erkennen, während die
germanischen Eisenschmiede zunächst wie hypnotisiert auf die keltischen Lehrmeister
starren.
Über die Schwierigkeit der Aufteilung von Männer- und Frauengräbern hat Schön-
berger für die Wetterau das Nötige gesagt101). Gleichwohl kann Bettingen vielleicht
einige Ergänzungen beisteuern. Bei den Gräbern 1, 3 und 4 handelt es sich sicher um
Männergräber. Das bezeugen die Waffen in Grab 1 und 3, aber auch der Lanzenschuh
in Grab 4. Darüber hinaus bestätigt Bettingen erneut, daß Männer auch Armringe und
Fibeln getragen haben, so daß aus diesen Utensilien allein eine sichere Geschlechts-
bestimmung nicht erfolgen kann. Halten wir umgekehrt nach Frauengräbern Ausschau,
so stehen hierfür Grab 2 und 5 zur Verfügung. Zu Grab 5 gehört der leider verlorene
Glasschmuck, den Schönberger als sicheren Frauenschmuck ausscheiden zu können
glaubt. Grab 2 scheint zunächst indifferent, doch könnte das kleine Bronzekettchen
(Taf. 21, C 3) am ehesten zum Fraueninventar passen. Mit den Fibeln kommt man, wie
schon Schönberger feststellte, nicht weiter. Zwar enthalten die Frauengräber 2 und 5 je
zwei Fibeln, doch läßt sich das paarweise Tragen auch in Männergräbern beobachten
(Grab 3). Dies entspricht wieder durchaus den Verhältnissen in der Wetterau, während
in Rheinhessen kein klares Urteil zu gewinnen ist102). Trachtgeschichtliche Unter-
suchungen für das Gesamtgebiet der Latenekultur gehören im übrigen zu den dringen-
den Desideraten der Forschung.
Bestattungsritus
Eine entscheidende Rolle in der Frage der ethnischen Zuweisung der Bettinger Toten
spielt bei Wahle der Bestattungsritus. So hat er seinerzeit das ihm vorliegende Grab 1
als ein Brandgrubengrab bezeichnet, wozu er sich berechtigt glaubte, da Scherben einer
Urne nicht gemeldet wurden, die Beigaben vielmehr allem Anschein nach frei im
dunkel gefärbten Boden lagen. Freilich war dies ein Schluß ex silentio, denn verläßliche
Angaben über die Anlage des Grabes waren nicht zu gewinnen. Nicht viel besser steht
es mit den Gräbern 3 und 5, die gleichfalls unbeobachtet gehoben wurden. Immerhin
wurde zu Grab 3 eine Tonschüssel eingeliefert, womit für dieses Grab der Begriff
„Brandgrube“ nicht mehr zutreffen kann. Genaue Berichte liegen jedoch bei den Grä-
bern 2 und 4 vor. In beiden Fällen handelt es sich um normale Urnengräber, wobei die
Beigaben nebst dem Leichenbrand in der LTrne lagen. Daß Grab 4 in einer dunklen

10°) G. Eichhorn, Gross-Romstedt a. a. O. 21 Abb. „vor 1907/0. 15“; 33 Abb. „1911/89“; 45 Abb
„1911/42“. —
101) H. Schönberger in: Saalburgjahrb. a. a. O. 28 f.
102) H. Schönberger in: Saalburgjahrb. a. a. O. 28 f. — G. Behrens, Wangionengebiet a. a. O.
62 f. — Übertriebene Häufung von Fibeln wie in Männergräbern der Wetterau (sieben und
zehn Stück in ie einem Grab) ist auch in der Schweiz zu beobachten. So lagen in dem
Frauengrab von Dietikon, Kt. Zürich, gleich vierzehn Fibeln auf der Brust der Toten
(E. Vogt in: 60. Jahresber. Schweiz. Landesmus. 1951, Zürich 1952, 55 ff.).
 
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