DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48755#0131
Neubronn dagegen blieb evangelisch. Oben im Dorf stand eine Kapelle, die dem
hl. Patrizius geweiht war. Diese Patriziuskapelle, die wahrscheinlich Conz (Kon-
rad) Adelmann hatte errichten lassen, nachdem er 1385 Neubronn erworben hatte,
wurde nach der Einführung der Reformation überflüssig und 1815 abgebrochen.
Allerdings war 1436 eine ewige Messe gestiftet worden, und alljährlich strömten aus
der Umgebung die Gläubigen herbei, um beim hl. Patrizius, dem Schutzpatron bei
Erkrankungen des Viehs zu beten. Auch nach der Schließung der Kapelle wollte die-
ser Zustrom nicht enden. Selbst Maria Magdalena von Adelmann zu Hohenstadt,
geborene von Rechberg, kam häufig zur Patriziuskapelle. Schließlich bat sie den
Schlossherrn Sebastian III. von Woellwarth, ihr den Heiligen zu schenken, um ihn
in die Kirche nach Hohenstadt zu bringen. Dieser Bitte gab Sebastian nach unter
der Auflage, sie müsse die Patriziusfigur selbst bis zur Markungsgrenze tragen. Das
geschah am 16.4.1652, wobei ihre Zofe die Figur auf dem zweiten Teil des Weges
trug. Hierbei bildete sich eine Art Prozession, denn die auf den Ackern arbeitenden
Menschen schlossen sich dem Zuge an.27 Man nannte die Rechbergerin seither „die
Heilige vom Weiland“.
Die Patrizius-Statue wurde vom Gmünder Maler Johann Ulmer neu gefasst und am
25.4.1652 in der Hohenstadter Kirche aufgestellt. Schon bald entwickelte sich eine
bedeutende Wallfahrt, so dass sich die Kirche als zu klein erwies. So entschloss man
sich zum Bau der großartigen Pfarr- und Wallfahrtskirche, die 1707 — 11 entstand.7
Die Altarfigur, die um 1400 geschnitzt wurde, steht da bischöflich gewandet, mit
Stab und Buch. Ein Altargemälde vom 18. Jh. zeigt den Heiligen als Hirten mit
Ketten an Händen und Füßen, von Schafen umgeben; Engel halten über ihn Stab
und Mitra. In Süddeutschland genießt er als Hirte und Schützer des Viehs weit
verbreitete Verehrung.31 Die Wallfahrt in Hohenstadt besteht bis heute. Besonders
beim Patriziusfest mit der Reitersegnung nimmt die Bevölkerung alljährlich großen
Anteil.
Das Adelsgeschlecht der Woellwarth
127
hl. Patrizius geweiht war. Diese Patriziuskapelle, die wahrscheinlich Conz (Kon-
rad) Adelmann hatte errichten lassen, nachdem er 1385 Neubronn erworben hatte,
wurde nach der Einführung der Reformation überflüssig und 1815 abgebrochen.
Allerdings war 1436 eine ewige Messe gestiftet worden, und alljährlich strömten aus
der Umgebung die Gläubigen herbei, um beim hl. Patrizius, dem Schutzpatron bei
Erkrankungen des Viehs zu beten. Auch nach der Schließung der Kapelle wollte die-
ser Zustrom nicht enden. Selbst Maria Magdalena von Adelmann zu Hohenstadt,
geborene von Rechberg, kam häufig zur Patriziuskapelle. Schließlich bat sie den
Schlossherrn Sebastian III. von Woellwarth, ihr den Heiligen zu schenken, um ihn
in die Kirche nach Hohenstadt zu bringen. Dieser Bitte gab Sebastian nach unter
der Auflage, sie müsse die Patriziusfigur selbst bis zur Markungsgrenze tragen. Das
geschah am 16.4.1652, wobei ihre Zofe die Figur auf dem zweiten Teil des Weges
trug. Hierbei bildete sich eine Art Prozession, denn die auf den Ackern arbeitenden
Menschen schlossen sich dem Zuge an.27 Man nannte die Rechbergerin seither „die
Heilige vom Weiland“.
Die Patrizius-Statue wurde vom Gmünder Maler Johann Ulmer neu gefasst und am
25.4.1652 in der Hohenstadter Kirche aufgestellt. Schon bald entwickelte sich eine
bedeutende Wallfahrt, so dass sich die Kirche als zu klein erwies. So entschloss man
sich zum Bau der großartigen Pfarr- und Wallfahrtskirche, die 1707 — 11 entstand.7
Die Altarfigur, die um 1400 geschnitzt wurde, steht da bischöflich gewandet, mit
Stab und Buch. Ein Altargemälde vom 18. Jh. zeigt den Heiligen als Hirten mit
Ketten an Händen und Füßen, von Schafen umgeben; Engel halten über ihn Stab
und Mitra. In Süddeutschland genießt er als Hirte und Schützer des Viehs weit
verbreitete Verehrung.31 Die Wallfahrt in Hohenstadt besteht bis heute. Besonders
beim Patriziusfest mit der Reitersegnung nimmt die Bevölkerung alljährlich großen
Anteil.
Das Adelsgeschlecht der Woellwarth
127