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Person, von den Blattern entstellt, und genoss keinen guten Ruf. Sie wusste ihn mit
List zu überreden, seine Demission beim Kaiser einzureichen und sie in der Stille zu
heiraten. Anfänglich ging alles gut, doch bald lebte sie wie gehabt mit anderen im
Ehebruch. Vorwürfe Eugens hörte sie erst gar nicht an. Da selbst der Bischof eine
Scheidung ablehnte, reiste sie in Begleitung ihres Hofmeisters herbei, der Eugen
fast erdrosselt hätte, wenn sein Diener ihm nicht zu Hilfe gekommen wäre. Wieder
überlistete sie ihn und reichte ihm bei der Abendtafel einen Tollkirschentrank, der
Raserei zur Folge hatte. Er kam ins Spital, wo er acht Tage gebunden lag. Es kam
zwar zu einem Prozess, doch die geforderte Satisfaktion der Herren von Woellwarth
lief letztlich ins Leere. Hoffnung auf Genesung konnten auch die Spitäler in Augs-
burg und Ulm nicht machen. Am meisten hatte sodann zu Hause seine Mutter
unter den Rasereien des Sohnes zu leiden.28
Seit 1786 lebte Eugen in Hohenraden. Dort kam sein erstes Kind Barbara zur
Welt. Die Mutter war die 18-jährige Margarete Lessle, die Tochter des Lauterburger
Holzwarts. 1799 folgte ein Sohn und 1800 eine weitere Tochter, bei deren Ge-
burt die Mutter starb. Darauf gebar Katharina Lessle, die Schwester der Margarete,
bis 1808 sieben weitere Kinder, zuletzt waren es fünfzehn, wovon allerdings einige
jung verstarben. 1807 startete Eugen eine Landverteilungsaktion in Lauterburg und
1811 versuchte er, seinen Anteil am Fideikommiss-Besitz zu verkaufen. Kein Wun-
der, dass er entmündigt wurde. Letztlich mussten elf Kinder Eugens ausgestattet
werden. Bereits 1807/08 schlossen die indignierten Brüder einen Vertrag, wonach
die Kinder als Ausstattung je 1.000 Gulden, die Mutter 200 Gulden im Jahr und
10 Klafter Brennholz erhielten. Sie wurden dafür nicht am Fideikommiss beteiligt,
durften aber den Namen Woellwarth ohne das Adelsprädikat führen. Eugens ältes-
ter Sohn Johann Heinrich wurde 1829 Schwiegersohn und Teilhaber des Kölner
Weinhandelshauses Peters. Von dessen zweitem Sohn stammt die in England leben-
de Familie Woellwarth ab. Drei der Söhne wurden württembergische Offiziere, von
denen Hermann 1863 in den Adelsstand erhoben wurde; er hatte es bis zum Kgl.
Württ. Oberstleutnant gebracht.

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Das Adelsgeschlecht der Woellwarth
 
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