32
II. ABENTEUER,
«Ez schinet wol, wizze Krist,
daz disiu rede nach ezzen ist.
ir’n vastet niht, daz lioere ich wol.
wines ein becher vol
der git, daz si in geseit,
mere rede und manheit
dan vierzec unde viere
mit wazzer ode mit biere.
so diu katze vrizzet vil,
zehant so hebet si ir spil:
her Iwein, also tuot ir.
rät’ ich iu wol, sd volget mir.
iu ist mit der rede ze gäch:
släfet ein lützel dernäch.
troume iu danne iht swäre,
s. 40 so sult ir’s iu zewäre
nemen eine mäze.
ode vart iuwer sträze
mit güotem heile,
und engebt mir niht ze teile
swaz iu da eren geschiht,
und enzelnt mir halben schaden niht.«
815
820
825
830
«Her Keii,« sprach diu künegin,
«iwer zunge müeze guneret sin,
diu allez guot gar verdagt
und niuwan daz boeste sagt 840
daz iuwer herze erdenken kan.
doch weene ich dar an
der zungen unrehte tuo:
iwer herze twinget si derzuo.
daz’n dunket deheiner Schalkheit vil: 845
815 wizze Krist ist eine Betheuerung: weiß Gott, bei Gott! — 816 nach
ezzen, nach Tische. — 821 vierzec unde viere, «vierzig und noch vier dazu.
Die Zahl 4 steht in der frühem Sprache, für eine unbestimmte Zahl;
auch ist die Wirkung der Alliteration zu beachten.» B. — 823 so,
wenn. — 824 heben, anheben. — 827 iu ist ze gäch, ihr seid zu voreilig,
zu schnell. — 829 solltet ihr dann etwa einen schweren Traum haben;
swäre adv. zu dem adj. sware. — ß31 es im eine mäze nemen, es sich zur
Richtschnur dienen lassen, sich ein Beispiel daran nehmen. — 834 einem
ze teile geben, zu Theil werden lassen, mittheilen. — 836 zeln, zuzählen,
anrechnen.
838 müeze (conj. prtes.) dient zum Ausdruck des Wunsches: ich
wollte daß deine Zunge geschändet wäre. — 845 dem ist keine Schlechtig-
keit zu viel, das macht sich nichts daraus, schreckt nicht davor zurück.
Vgl. über die auffallende Ausdrucksweise Haupt zu MSFr. 151, 32. —
II. ABENTEUER,
«Ez schinet wol, wizze Krist,
daz disiu rede nach ezzen ist.
ir’n vastet niht, daz lioere ich wol.
wines ein becher vol
der git, daz si in geseit,
mere rede und manheit
dan vierzec unde viere
mit wazzer ode mit biere.
so diu katze vrizzet vil,
zehant so hebet si ir spil:
her Iwein, also tuot ir.
rät’ ich iu wol, sd volget mir.
iu ist mit der rede ze gäch:
släfet ein lützel dernäch.
troume iu danne iht swäre,
s. 40 so sult ir’s iu zewäre
nemen eine mäze.
ode vart iuwer sträze
mit güotem heile,
und engebt mir niht ze teile
swaz iu da eren geschiht,
und enzelnt mir halben schaden niht.«
815
820
825
830
«Her Keii,« sprach diu künegin,
«iwer zunge müeze guneret sin,
diu allez guot gar verdagt
und niuwan daz boeste sagt 840
daz iuwer herze erdenken kan.
doch weene ich dar an
der zungen unrehte tuo:
iwer herze twinget si derzuo.
daz’n dunket deheiner Schalkheit vil: 845
815 wizze Krist ist eine Betheuerung: weiß Gott, bei Gott! — 816 nach
ezzen, nach Tische. — 821 vierzec unde viere, «vierzig und noch vier dazu.
Die Zahl 4 steht in der frühem Sprache, für eine unbestimmte Zahl;
auch ist die Wirkung der Alliteration zu beachten.» B. — 823 so,
wenn. — 824 heben, anheben. — 827 iu ist ze gäch, ihr seid zu voreilig,
zu schnell. — 829 solltet ihr dann etwa einen schweren Traum haben;
swäre adv. zu dem adj. sware. — ß31 es im eine mäze nemen, es sich zur
Richtschnur dienen lassen, sich ein Beispiel daran nehmen. — 834 einem
ze teile geben, zu Theil werden lassen, mittheilen. — 836 zeln, zuzählen,
anrechnen.
838 müeze (conj. prtes.) dient zum Ausdruck des Wunsches: ich
wollte daß deine Zunge geschändet wäre. — 845 dem ist keine Schlechtig-
keit zu viel, das macht sich nichts daraus, schreckt nicht davor zurück.
Vgl. über die auffallende Ausdrucksweise Haupt zu MSFr. 151, 32. —