Die Entwicklung der arabischen Papyruskunde und die Bedeutung der Papyri Schott-Reinhardt.
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die großartige Sammlung der «Papyrus Erzherzog Rainer» zusammenkam.1) Der Schwer-
punkt dieser Sammlung lag in der bis dahin unerhörten Fülle arabischer Papyri, zu denen
sich bald zahllose alte und kostbare Urkunden auf Papier (Hadernpapier) und Pergamente
gesellten. Die nicht auf Papyrus geschriebenen arabischen Urkunden waren bis dahin ebenso
selten gewesen. Abgesehen von den Diplomsammlungen2) eines de Sacy, Amari und Cusa
und natürlich abgesehen von epigraphischen oder numismatischen Schriftdenkmälern waren
bis dahin an arabischen Urkunden aus der Zeit vor 1500 unsrer Zeitrechnung nur der sehr
skeptisch zu behaudelnde Brief Muhammeds an den Muqauqis3) und ein Urkundenfragment
aus der Tülünidenzeit4) bekannt geworden, beide auf Pergament geschrieben. Mit einem
Schlage waren nun Urkunden auf allen nur erdenklichen Beschreibstoffen in ungeahnter
Fülle in Wien vereinigt, wo Karabacek ihre Verwertung in die Hand nahm. Seinen ersten
ausführlichen Bericht5) veröffentlichte er 1882: «Der Papyrusfund von El-Faijum», in dem
er einige Proben edierte.6) Im Jahre 1884 erfolgte dann die Schenkung des Erzherzogs,
1886 erschien der erste Band der «Mitteilungen aus der Sammlung der Papyrus Erzherzog
Rainer», die 1897 mit dem VI. Bande zu erscheinen aufhörten. In dieser Publikation
wurde eine große Reihe von arabischen Papyri und Papieren verwertet, einige auch ediert,
letzteres in den Aufsätzen von Karabacek: «Erstes urkundliches Auftreten von Türken»
MPER I, 93 ff.7); «Eine merkwürdige arabische Namensunterschrift» ib. 1268); «Das arabische
Papier» ib. Π/ΙΙΙ, 87 ff., bes. 160 ff.9); «Neue Quellen zur Papiergeschichte» ib. IV, 75 ff.10)
Einen vortrefflichen Überblick über die ganze Sammlung gab dann der «Führer durch die
Ausstellung», der 1894 erschien.11) So nützlich dieser Führer, so wichtig die in ihm nieder-
*) Karabacek, Führer durch die Ausstellung, Ein-
leitung.
2) 8. de Sacy, Püces diplomatiques tirdes des archives
de la Republigue de Genes (Notices et Extraits XI);
ferner seine Publikationen in der Acadämie des In-
scriptions IX, p. 448 ff.; 478 ff. (Faksimile); Μ. Amari,
I diplomi Arabi del R. Archivio Fiorentino (Firenze
1863), Appendice 1867; hierzu in der Einleitung III
die frühere Literatur; S. Cusa, I diplomi Greci et
Arabi di Sicilia (Palermo 1868 ff.).
8) Μ. Belin, Lettre ä Μ. Reinaud sur un docu-
ment arabe relatif ä Mahomet, Journ. Asiat., 5. sör.,
IV, p. 482 ff., Dez. 1854, mit Faksimile. Dieser Brief
ist jetzt im Besitz des Sultans in Konstantinopel.
Von ihm wurde ein sehr restauriertes Faksimile
hergestellt, von dem eine Photographie im Hiläl,
XIII. Jhrgg., Nr. 2 (1. Nov. 1904) erschien, die mir
Prof. Nöldeke zusandte. Wahrscheinlich haben wir es
mit einem alten Traditionszettel zu tun. Der Wort-
laut stimmt zu den sonst überlieferten Muqauqis-
briefen.
4) Palaeogr. Soc. Or. Ser. PI. 34; vgl. dazu Kara-
bacek MPER I, 105; auch Anm. 2.
6) Später erschienen noch an allgemein gehal-
tenen Berichten: Die Theodor Graf sehen Funde in
Ägypten (Wien 1883), Ergebnisse aus den Papyrus
Erzherzog Rainer (Wien 1889); ferner die kurzen
Berichte Karabaoeks in Österr. Monatsschr. f. d.
Orient, 1884 und 1885 (vgl. Ergebnisse, Anm. 1).
e) Diese waren:
1. Eine Katasterurkunde von a. H. 106.
2. Eine Bodenzinsquittung von a. H. 203.
3. Eine Wohnungszinsquittung von a. H. 249.
4. Ein Medicamentum ventrem laxantis.
5. Ein Gebet mit politischer Tendenz.
’) Hier wurden publiziert:
1. Bruchstück einer Weidesteuerquittung a.
II. 247.
2. Bruchstück eines revolut. Sendschreibens.
3. Mehrere Briefanfänge mit türk. Namen,
einer von a. H. 249.
4. Stück einer Namenliste.
8) Hier wurden publiziert:
1. Anweisung auf Weintrauben a. H. 274.
2. Anweisung auf eine Summe mit Unterschrift
in isolierten Buchstaben.
9) Hier wurden publiziert:
1. Eine Anweisung auf Papyrusrollen a. H. 196.
2. Drei Zeilen einer Steuerquittung a. H. 223.
3. Zwei Lohnanweisungen von a. H. 338.
4. Eine Geldanweisung.
5. Ein Freilassungsbefehl.
6. Zwei Kopfsteuerquittungen a. H. 344.
7. Eine Kopfsteuerquittung a. H. 370.
8. Eine Kopfsteuervorschreibung a. H. 390.
9. Geldanweisung.
10. Kopfsteuerquittung a. H. 427.
11. Tributarierliste einer Kopfsteuerrolle.
10) Hier wurden publiziert:
1. Ein Begleitschreiben zu einer Sendung.
2. Quittung über Naturallieferung in vermah-
lenem Zustand.
n) Sämtliche ausgestellte, d. h. alle bedeutenden
Stücke der arabischen Sammlung sind hier katalo-
gisiert und inhaltlich gewürdigt. Tafeln und Über-
setzung sind, hier neu erschienen von:
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die großartige Sammlung der «Papyrus Erzherzog Rainer» zusammenkam.1) Der Schwer-
punkt dieser Sammlung lag in der bis dahin unerhörten Fülle arabischer Papyri, zu denen
sich bald zahllose alte und kostbare Urkunden auf Papier (Hadernpapier) und Pergamente
gesellten. Die nicht auf Papyrus geschriebenen arabischen Urkunden waren bis dahin ebenso
selten gewesen. Abgesehen von den Diplomsammlungen2) eines de Sacy, Amari und Cusa
und natürlich abgesehen von epigraphischen oder numismatischen Schriftdenkmälern waren
bis dahin an arabischen Urkunden aus der Zeit vor 1500 unsrer Zeitrechnung nur der sehr
skeptisch zu behaudelnde Brief Muhammeds an den Muqauqis3) und ein Urkundenfragment
aus der Tülünidenzeit4) bekannt geworden, beide auf Pergament geschrieben. Mit einem
Schlage waren nun Urkunden auf allen nur erdenklichen Beschreibstoffen in ungeahnter
Fülle in Wien vereinigt, wo Karabacek ihre Verwertung in die Hand nahm. Seinen ersten
ausführlichen Bericht5) veröffentlichte er 1882: «Der Papyrusfund von El-Faijum», in dem
er einige Proben edierte.6) Im Jahre 1884 erfolgte dann die Schenkung des Erzherzogs,
1886 erschien der erste Band der «Mitteilungen aus der Sammlung der Papyrus Erzherzog
Rainer», die 1897 mit dem VI. Bande zu erscheinen aufhörten. In dieser Publikation
wurde eine große Reihe von arabischen Papyri und Papieren verwertet, einige auch ediert,
letzteres in den Aufsätzen von Karabacek: «Erstes urkundliches Auftreten von Türken»
MPER I, 93 ff.7); «Eine merkwürdige arabische Namensunterschrift» ib. 1268); «Das arabische
Papier» ib. Π/ΙΙΙ, 87 ff., bes. 160 ff.9); «Neue Quellen zur Papiergeschichte» ib. IV, 75 ff.10)
Einen vortrefflichen Überblick über die ganze Sammlung gab dann der «Führer durch die
Ausstellung», der 1894 erschien.11) So nützlich dieser Führer, so wichtig die in ihm nieder-
*) Karabacek, Führer durch die Ausstellung, Ein-
leitung.
2) 8. de Sacy, Püces diplomatiques tirdes des archives
de la Republigue de Genes (Notices et Extraits XI);
ferner seine Publikationen in der Acadämie des In-
scriptions IX, p. 448 ff.; 478 ff. (Faksimile); Μ. Amari,
I diplomi Arabi del R. Archivio Fiorentino (Firenze
1863), Appendice 1867; hierzu in der Einleitung III
die frühere Literatur; S. Cusa, I diplomi Greci et
Arabi di Sicilia (Palermo 1868 ff.).
8) Μ. Belin, Lettre ä Μ. Reinaud sur un docu-
ment arabe relatif ä Mahomet, Journ. Asiat., 5. sör.,
IV, p. 482 ff., Dez. 1854, mit Faksimile. Dieser Brief
ist jetzt im Besitz des Sultans in Konstantinopel.
Von ihm wurde ein sehr restauriertes Faksimile
hergestellt, von dem eine Photographie im Hiläl,
XIII. Jhrgg., Nr. 2 (1. Nov. 1904) erschien, die mir
Prof. Nöldeke zusandte. Wahrscheinlich haben wir es
mit einem alten Traditionszettel zu tun. Der Wort-
laut stimmt zu den sonst überlieferten Muqauqis-
briefen.
4) Palaeogr. Soc. Or. Ser. PI. 34; vgl. dazu Kara-
bacek MPER I, 105; auch Anm. 2.
6) Später erschienen noch an allgemein gehal-
tenen Berichten: Die Theodor Graf sehen Funde in
Ägypten (Wien 1883), Ergebnisse aus den Papyrus
Erzherzog Rainer (Wien 1889); ferner die kurzen
Berichte Karabaoeks in Österr. Monatsschr. f. d.
Orient, 1884 und 1885 (vgl. Ergebnisse, Anm. 1).
e) Diese waren:
1. Eine Katasterurkunde von a. H. 106.
2. Eine Bodenzinsquittung von a. H. 203.
3. Eine Wohnungszinsquittung von a. H. 249.
4. Ein Medicamentum ventrem laxantis.
5. Ein Gebet mit politischer Tendenz.
’) Hier wurden publiziert:
1. Bruchstück einer Weidesteuerquittung a.
II. 247.
2. Bruchstück eines revolut. Sendschreibens.
3. Mehrere Briefanfänge mit türk. Namen,
einer von a. H. 249.
4. Stück einer Namenliste.
8) Hier wurden publiziert:
1. Anweisung auf Weintrauben a. H. 274.
2. Anweisung auf eine Summe mit Unterschrift
in isolierten Buchstaben.
9) Hier wurden publiziert:
1. Eine Anweisung auf Papyrusrollen a. H. 196.
2. Drei Zeilen einer Steuerquittung a. H. 223.
3. Zwei Lohnanweisungen von a. H. 338.
4. Eine Geldanweisung.
5. Ein Freilassungsbefehl.
6. Zwei Kopfsteuerquittungen a. H. 344.
7. Eine Kopfsteuerquittung a. H. 370.
8. Eine Kopfsteuervorschreibung a. H. 390.
9. Geldanweisung.
10. Kopfsteuerquittung a. H. 427.
11. Tributarierliste einer Kopfsteuerrolle.
10) Hier wurden publiziert:
1. Ein Begleitschreiben zu einer Sendung.
2. Quittung über Naturallieferung in vermah-
lenem Zustand.
n) Sämtliche ausgestellte, d. h. alle bedeutenden
Stücke der arabischen Sammlung sind hier katalo-
gisiert und inhaltlich gewürdigt. Tafeln und Über-
setzung sind, hier neu erschienen von:
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