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Sprache, Stil und Geist.

griechischen Urkunden wohlbekannt, hat aber dort zu falschen Etymologien geführt. Wessely,
Lateinische Elemente 129 [S. A. 33] und nach ihm H. von Heerwerden, Appendix lexici
Graeci S. 109 s. v. bringen das καγκελ(λ) der griechischen Papyri mit cancellus zusammen
und stellen καγκελλάριος — cancellarius dazu. Daraus ist dann sogar ein μέτρον καγκελλάριον
oder ein σίτος καγκελλάριος geworden. In Wirklichkeit ist qanqal ein persisches Maß
und bedeutet Halbartabe — 64 rill. Die beste Zusammenstellung der Belege im Tabarl-
Glossar sub voce. Diese Maßbezeichnung ist also aus Persien in Ägypten eingedrungen und
hat mit dem römischen cancellus nichts zu tun. Die Verwechslung war allerdings sehr
nahehegend, da das lateinische cancellarius als Titel καγκελλάριος sich sehr häufig in byzan-
tinischen Papyri findet (Belege bei Wessely 1. c). Das Qanqalmaß erscheint nun meist ab-
gekürzt vor dem Siglum für Artabe, also σίτου καγκελ/ αρ/1) oder καγκελλ/ αρ/2); das ist eine
Abkürzung für καγκέλλοο (Berl. Griech. Urk. III, 838, 24; Wessely, Stud. z. Pal. 533, 3; 537, 3
usw.) resp. καγκέλλφ (Oxyrhynchos Pap. I, 133, 15, 16, 17; 140, 19)3). Man sieht aber, wie
naheliegend eine Lesung καγκελλάριον ist, zumal in zwei Fällen tatsächlich in Papyri diese
Form ausgeschrieben zu sein scheint. Wenn auch eih solcher Irrtum schon dem ägyptischen
Schreiber sehr leicht passieren konnte, brauchen wir trotzdem dies nicht anzunehmen, da
sich die beiden Stellen ganz ungezwungen anders erklären. .Berl. Griech. Urk. III, 687, 3 ist eine
augenscheinliche Dittographie des αρ/, zumal sogar ein Zeilenende dazwischen liegt; und ib.
692, 3/4 ist das καγκελαρίο[ο] als καγκελαρίφ, also als Titel, zu dem vorausgehenden N. Propr.
zu ziehen. Damit ist das καγκελ(λ) der griechischen Papyri als persisches Maß Jüajs gesichert.
Das doppelte λ läßt auf ein schließen, wozu zu vergleichen wäre. Die Lexica geben
es mit einem 1. Wann dies Maß nach Ägypten kam, ist unbestimmt. Persische Maße sind
zu den verschiedensten Zeiten nach Ägypten gewandert. Ist doch die Artabe selbst wahr-
scheinlich persischen Ursprungs (Wilcken, Ostraka I, 738 f.) und dann durch die Römer zu
den Arabern gekommen. Zunächst könnte man voraussetzen, daß das qanqal mit der per-
sischen Okkupation in Ägypten eingezogen sei. Das ist aber unmöglich, da es schon a. D. 578
(Berl. Griech. Urk. III, 838), ja sogar a. D. 534 (Oxyrhyn. Pap. 1. c.) belegt ist. Letzteres ist
zugleich das früheste mir nachweisbare Datum. Es wird nach dem Qanqalmaß gemessen,
aber die Zahl doch in Artaben angegeben, sowohl im Griechischen wie in unsrer arabischen
Urkunde. Das kommt wohl daher, daß die Artabe auch in arabischer Zeit wie früher
(Wilcken I, 738 ff.) ein schwankender Oberbegriff war, der erst durch eine nähere Bezeich-
nung bestimmt wurde. Diese scheint hier qanqal zu sein. Jedenfalls wurde mit der Artabe
nicht gemessen; sie war auch nicht im eigentlichen Sinn ein mikjäl (T. A.). Gemessen wurde
mit waiba. Nun erscheint aber qanqal in III, 44 als ein Maß, mit dem gemessen wurde.
Wenn das qanqal wirklich auch hier 64 rill faßte, was aber nicht zur Maßeinheit des waiba
paßt, muß man es sich als einen Kasten vorstellen, der zu füllen war. Das waiba müßte
man gleich 102/a ritl ansetzen. Nach dem wm&a-Maß wurde dann auch von Qorra gemessen
(V). In diesen metrologischen Fragen wage ich keine Entscheidung. Sie haben uns auch
schon über das Sprachliche hinausgeführt. Kehren wir zu diesem zurück, um noch einige
Punkte zu besprechen, die durch die Zweisprachigkeit bei den Eigennamen angeregt werden.
Zunächst die arabisch-griechische Transskription. Arabisch s wird in unsren Urkunden
durchσζ wiedergegeben(dS^A — Σζεριχ), was häufig belegt ist und auch im Koptischen vor-
kommt.4) Zum Vergleich möchte ich die Transskription von g durch τζ (Cusa, Diplomi 250,
*) Z. B. Berl. Griech. Urk. 683—685. Ferner die Belege bei Wessely 1. 1. sowohl für den
2) Ib. 686, 3; 690, 3. Genitiv wie den Dativ.
a) F. G. Kenyon, Greelc Papyri 113, 9 (S. 220 apu). 4) Wessely und Krall in MPER I, 123; V, 62.
 
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