Beglaubigte Bildnisse: Münzen.
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der neuen Agora zu Athen ', haben keine ersichtliche Bedeutung für
die Ikonographie, da wir über ihre Darstellungsweisen gänzlich im
Dunkeln gelassen werden. Immerhin sehen wir daraus, wie frühe
schon (in ihrem 22. Jahre) ihr dergleichen Ehren zu Teil wurden,
und unter wie mannigfachen Formen es geschah.
Direkt beglaubigte Bildnisse.
Das Kapitel der Livia ist in der römischen Ikonographie eines der
schwierigsten, und alle bisherigen Aufstellungen, mit Ausnahme von
dem, was sich an das Pariser Bronzebüstchen knüpft (unten p. 90),
sind von sehr problematischem Wert. Die Schuld liegt zum Teil an
der Beschaffenheit der Quellen, zum Teil aber auch an der einsei-
tigen und unmethodischen Art, wie die Untersuchung geführt wurde,
ohne Rücksichtnahme auf offenbare Unverträglichkeiten und ohne
strenge Unterscheidung des Verbürgten und des bloss Vermeintlichen
und Vermuteten. Wir wollen nicht in Aussicht stellen, mehr und
Besseres als unsere Vorgänger zu Tage zu fördern. Aber wir wollen
uns wenigstens hüten, in den gleichen Fehler der Methodenlosigkeit
zu verfallen, und wollen, wenn es nicht anders sein kann, lieber vor
der verschlossenen Pforte stehen bleiben, als uns ein Trugbild vor-
gaukeln von dem, was dahinter verborgen ist. Halten wir uns daher
vorerst ausschliesslich an die Quellen, d. h. an diejenigen Denkmäler,
die auf irgend eine Weise positiv beglaubigt sind. Es giebt deren
eine verhältnismässig grosse Anzahl, darunter, was nicht überall der
Fall, auch statuarische, und sie repräsentieren schon an sich ein
reicheres ikonographisches Material als anderswo häufig die Quellen
und die aus ihnen abgeleiteten Ergebnisse zusammengenommen. Sind
sie geprüft und verglichen, dann kann man sehen, ob auf ihrer
Basis sich noch weitere Vermutungen aufstellen lassen.
1. Münzen 2. — Die Sitte, neben dem Staatsoberhaupt und seinen
männlichen Angehörigen auch die weiblichen Mitglieder des Kaiser-
hauses auf den Münzen zu verewigen, hat sich in Rom nur langsam
und zögernd Bahn gebrochen; anfangs, wie es scheint, auf dem
Umwege, dass man dem Bildnis zugleich den Charakter einer Gott-
heit gab, um das Ungewohnte dadurch zu entschuldigens. Diesen
1 S. Leake Topogr. v. Athen, übers, von Baiter & Sauppe p. 186. Anna. 6;
C. I. Gr. I. 313.
2 S. Cohen Med. Imp. I. p. 170 ff.; Asehbaeh Livia p. 52.
8 Vgl. die Ful via-Victoria, Rom. Sonographie I. p. 211 f.
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der neuen Agora zu Athen ', haben keine ersichtliche Bedeutung für
die Ikonographie, da wir über ihre Darstellungsweisen gänzlich im
Dunkeln gelassen werden. Immerhin sehen wir daraus, wie frühe
schon (in ihrem 22. Jahre) ihr dergleichen Ehren zu Teil wurden,
und unter wie mannigfachen Formen es geschah.
Direkt beglaubigte Bildnisse.
Das Kapitel der Livia ist in der römischen Ikonographie eines der
schwierigsten, und alle bisherigen Aufstellungen, mit Ausnahme von
dem, was sich an das Pariser Bronzebüstchen knüpft (unten p. 90),
sind von sehr problematischem Wert. Die Schuld liegt zum Teil an
der Beschaffenheit der Quellen, zum Teil aber auch an der einsei-
tigen und unmethodischen Art, wie die Untersuchung geführt wurde,
ohne Rücksichtnahme auf offenbare Unverträglichkeiten und ohne
strenge Unterscheidung des Verbürgten und des bloss Vermeintlichen
und Vermuteten. Wir wollen nicht in Aussicht stellen, mehr und
Besseres als unsere Vorgänger zu Tage zu fördern. Aber wir wollen
uns wenigstens hüten, in den gleichen Fehler der Methodenlosigkeit
zu verfallen, und wollen, wenn es nicht anders sein kann, lieber vor
der verschlossenen Pforte stehen bleiben, als uns ein Trugbild vor-
gaukeln von dem, was dahinter verborgen ist. Halten wir uns daher
vorerst ausschliesslich an die Quellen, d. h. an diejenigen Denkmäler,
die auf irgend eine Weise positiv beglaubigt sind. Es giebt deren
eine verhältnismässig grosse Anzahl, darunter, was nicht überall der
Fall, auch statuarische, und sie repräsentieren schon an sich ein
reicheres ikonographisches Material als anderswo häufig die Quellen
und die aus ihnen abgeleiteten Ergebnisse zusammengenommen. Sind
sie geprüft und verglichen, dann kann man sehen, ob auf ihrer
Basis sich noch weitere Vermutungen aufstellen lassen.
1. Münzen 2. — Die Sitte, neben dem Staatsoberhaupt und seinen
männlichen Angehörigen auch die weiblichen Mitglieder des Kaiser-
hauses auf den Münzen zu verewigen, hat sich in Rom nur langsam
und zögernd Bahn gebrochen; anfangs, wie es scheint, auf dem
Umwege, dass man dem Bildnis zugleich den Charakter einer Gott-
heit gab, um das Ungewohnte dadurch zu entschuldigens. Diesen
1 S. Leake Topogr. v. Athen, übers, von Baiter & Sauppe p. 186. Anna. 6;
C. I. Gr. I. 313.
2 S. Cohen Med. Imp. I. p. 170 ff.; Asehbaeh Livia p. 52.
8 Vgl. die Ful via-Victoria, Rom. Sonographie I. p. 211 f.