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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0122
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Idealtypen.

109

bare Uebereinstimmung mit dem Typus der Justitiamiinze machen
es mir im höchsten Grade wahrscheinlich, dass er von moderner Hand
herrührt. '

Bei der Campana'schen Statue liegt im Körper- und Gewand-
motiv kein Grund mehr, sie für etwas Anderes zu nehmen als worauf
der Idealtypus des Kopfes hindeutet, nämlich für eine Gottheit; und
übrigens dürfte hier die Zusammengehörigkeit beider mindestens
ebenso fraglich sein wie bei der torlonischen.

Also von Seite der Denkmäler kommt der Annahme, dass wir es
hier mit Porträts und speziell mit Liviabildern zu thun hätten, gar
nichts entgegen. Der Grund für ihre Benennung liegt ausserhalb, in
dem Vorbild der Münzen. Wir wollen mit denen nicht rechten, welche
den Satz aufstellen, dass ein als Livia präjudicierter idealer Münz-
typus dazu berechtige, ähnliche Darstellungen unter den Rundwerken
vorauszusetzen. Wohl aber glauben wir, dass, wenn es wirklich der-
gleichen Rund werke gäbe, es einfach unmöglich wäre, sie an der
Hand der Münzen nachzuweisen. Oder man käme zu dem Resultat,
dass jeder weibliche Idealkopf mit ungefähr ähnlichem Schmuck, so-
bald er nicht schon anderweitig sicher bestimmt ist, eine Darstellung
der Livia sein könne. 2

1 Da die Pundnotizen des Katalogs der Sammlung Torlonia nicht immer
zuverlässig, so könnte man versucht sein, diese sog. Livia für identisch zu halten
mit der kopflosen sitzenden Statue, welche 1857 an der Via latina gefunden wurde,
und dann, als Agrippina restauriert, in den Kunsthandel kam (ßennd. u. Schöne
Die ant. Bildw. des lat. Mus. p. 245 Nr. 64). Oder wo sonst sollte sich die letztere
jetzt befinden? Von den bei Matz und Duhn (A. B. in Bom 5Tr. 1395—1411) ver-
zeichneten sitzenden Statuen kann es keine sein. Allerdings trifft die Beschreibung
(der linke Arm erhoben) bei der torlonischen mir halb zu, und der damalige Agrip-
pinakopf müsste weder vertauscht, resp. durch einen neuen ersetzt worden sein,
wozu indess beim Eintritt in die Sammlung' Torlonia schon Gelegenheit war. Um
die Sache zu entscheiden, ist es nötig, die beim römischen Institut liegende Zeich-
nung der obigen Statue zu vergleichen, was mir leider dermalen nicht möglieh ist.

2 Ausgehend von dem Palmettenornament des Reliefs von Ravenna, welches
sich auf der Stirnkrone der Juno Ludovisi wiederholt, giebt bekanntlich Conze
(Familie des Augustus, p. 15) der Vermutimg Raum, jener Colossalkopf möchte
die Aeneadenmutter Venus genetrix darstellen. Nach den Prinzipien derjenigen,
welche die obigen Idealköpfe benannt, müsste es vielmehr Livia sein.
 
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