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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0141
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Julia, die Tochter des Augustus.

Agrippa, Pomponia oder Marcella, gemeint sein, zumal die letztere,
mit der er 7 Jahre lang (28—21 v, Chr.) verheiratet war. Es ist
ein Kopf von eher frauenhaften Formen, mit stark eingezogener
Naekenlinie, was vielleicht auf einem Fehler des Steins beruht. Die
Haartracht mit ihren gewellten, gleichmässig breiten Seitenpartieen,
dem tiefsitzenden Flechtennest und den Schulterlocken nur halb dem
Zeitgeschmack entsprechend.

Die drei andern Pariser Gemmen, welche noch als Julien
gelten (Chab. Nr. 201 — 203; abg. Lenormant Icon. rom. pl. VI. 13
bis 15), darunter eine der schönsten Arbeiten des Altertums (Nr.
201)\ leider fragmentiert, sind wohl unrichtig benannt. Sie stellen
nicht sowohl Köpfe als Oberteile von weiblichen Figuren dar, welche
mit der einen Hand einen Gegenstand, resp. den einen Gewandzipfel,
bis zum Niveau des Kinns emporhalten. Die eine (Nr. 203) trägt
im Bausch des Gewandes zwei neugeborene Kinder, welche auf Cajus
und Lucius Caesar gedeutet werden. Warum gerade auf diese, ist
nicht ersichtlich. Gleichwohl musste dies' genügen, um auch die
beiden andern, von denen die eine (Nr. 202) Blumen im Sinus trägt, die
andere (Nr. 201) einen Mohnstengel emporhält, zu Julien (unter dem
Bild der Proserpina) zu machen. Alle drei Köpfe sind ihren Zügen
nach mehr oder weniger ideal, Nr. 201 (Maske und Hand mit Mohn-
kranz) so entschieden, dass bei ihm an kein Porträt gedacht werden
kann, wie es denn auch von den zwei andern jedenfalls in der
Person zu trennen ist2.

Auch die ideale Schleierbüste mit Stirnkrone auf einem Cameo
bei Fulvius Ursinus (abg. Faber Illustr. imagg. Nr. 79), die jetzt
verschollen 3, hat sicherlich nichts mit Julia zu thun. Ein ähnlicher
Kopf bei Cades V. 303 wird ebenso willkürlich Livia genannt.

Mit so geringen und zweifelhaften Hilfsmitteln ist es nicht mög-
lich, etwanige Monumentalbildnisse der Julia zu bestimmen. Selbst
ganz subjective Vermutungen können nicht auf sie begründet wer-
den, es müsste sich denn, wie wir es ähnlich bei Octavia postu-
liert, eine Statue oder Büste finden, welche neben der ungefähren
Haartracht der Münzen besonders anmutige Gesichtsformen und eine
deutliche Familienverwandtschaft mit Augustus zeigte.

1 Diese auch bei Duruy Hist. des Rom. IV. p. 138.

2 Von Nr. 203 befindet sich eine Replik im Berliner Museum.

:" Vgl. Köhler Ueber die geschnittenen Steine mit Künstlernamen. Ges.
Sehr. III. p. 11:!.
 
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