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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0146
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Kriterien für ilire Bildnisse. 133

Goldmünze (auch als Denar geprägt) mit dem blossen Köpf des
Cajus (Taf. XXXII, 16)*; letzterer von edler Forni, etwa an einen grie-
chischen Athleten erinnernd2. Alle übrigen in Betracht kommenden
Münzen sind auswärts geschlagen. — Für den Kopf des Lucius möch-
ten die achäischen Mittelbronzen (Coh. I. p. 183) am ehesten mass-
gebend sein. Doch ist schwer zu sagen, worin er sich z. B. von
einem jugendlichen Augustus unterscheide. — Cajus und Lucius in
ganzer Figur (Toga), als principes juvnüidis, auf Goldstücken aus dem
Jahre 2 v. Chr. (Cohen I. p. 69, Nr. 42 f.) und anderswo.

"Wenn also aus dieser Quelle, wenigstens für sich allein, nichts
zu schöpfen ist, so kommen als weitere Anhaltspunkte für die Be-
stimmung ihrer Bildnisse wie bei Marcellus das jugendliche Alter (bei
Cajus nicht über 23, bei Lucius nicht über 18 Jahre) und die prä-
sumtive Aehnlichkeit mit uns bereits bekannten Personen, hier die
mit ihrem Vater Agrippa oder mit ihrem Grossvater Augustus, hinzu.
Für die Aehnlichkeit mit Agrippa liegt in einer Stelle des Macrobius
ein allerdings spätes, im übrigen aber unverdächtiges Zeugnis vor3;
nur wird nicht specialisiert, worin sie hauptsächlich bestanden habe.
— Ausserdem würde es sehr zu Gunsten des Cajus und Lucius ins
Gewicht fallen, wenn sich unter den Denkmälern dieser Art zwei zu-
sammengehörige Büsten oder Statuen fänden, die durch ein offenbar
verwandtschaftliches Verhältnis sich als Brüder kennzeichneten. Ja
es wird sich ohne dieses dritte Moment wohl überhaupt niemals eine
Conjectur aufstellen lassen, die auf grösseren Beifall rechnen darf.

P. Erc. Visconti hat in zwei trefflichen Kinderbüsten des M u s e o
Chiaramonti Nr. 417 und 419, welche bei Sta. Balbina auf dem
Aventin gefunden sind, den Cajus und Lucius Caesar vermutet, indem
er Stil, Haartracht und Aehnlichkeit mit den Münzen dafür geltend
macht. Es sind lebendig gearbeitete Brustbilder aus dem Anfang
der Kaiserzeit und zwar unverkennbar Brüder, der eine von ca. fünf,
der andere von ca. sieben Jahren, mit runden, nur nach unten etwas
zugespitzten Gesichtern, schlichtem Haar und abstehenden Ohren.
Das ist indes Alles, was gesagt werden kann. Von Aehnlichkeit mit
den Münzen zu sprechen, ist pure Willkür.

Mehr im Knabenalter, ca. 12- und 14jährig, zwei interessante

1 Cohen I. p. 181. 1.

2 Z. B. an den schönen Bronzekopf der Glyptothek in München (abg. Arch.
Zeitg. J888 Taf. 14. 3).

3 Macr. Sat. II. 5: Idem (Augustus) cum ad nepotum turbam similüudinem-
i'<e respexerat, qua repraesentabatur Agrippa, dttbitare de pudititia fäiae enibeseebat.
 
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