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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0180
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Der claudische G-entiltypus.

lippe, teils in einer gewissen Schwingung der Mundlinie besteht.
Da dieselbe aber dem Kaiser Claudius fremd ist, so bleibt es zweifel-
haft, ob sie kurzweg als claudisch oder mehr nur als ein Zug der
engeren Familie des Tiberius zu betrachten ist.

Manchmal ist es allerdings schwer, das, was diesen Typus aus-
macht, von dem allgemeinen Zeitcharakter zu trennen. Denn es ist
keine Frage, dass, wie überall, auch hier äusserliche Umstände, einer-
seits die Sitte oder die Mode, andererseits die künstlerische Auffas-
sungsweise und Technik dazu mitgewirkt haben, die Bildnisse der
damaligen Zeit einander anzunähern. Und ferner ist zuzugeben,
dass die Quellen, aus denen wir den Geschlechtscharakter abstra-
hieren, teils beschränkt, teils hypothetischer Natur sind. Vollkommen
sicher kennen oder kannten wir bis jetzt von Mitgliedern der gens
Claudia nur die Bildnisse des Tiberius und des Claudius. Das des
Gajus ist, wie wir sehen werden, vielfachen Zweifeln unterworfen.
Noch schlimmer steht es mit den meisten der nicht zur Kegierung ge-
langten Geschlechtsgenossen; und Nero, obgleich der Enkel des Germa-
nicus, scheint seinem Typus nach kein Claudier mehr gewesen zu sein.

Indes giebt es doch ausserdem noch manche Porträts, welche,
wenn auch ihre specielle Zuteilung schwankend ist, wenigstens als
Claudier hinlänglich beglaubigt sind. So haben die Ausgrabungen
von Gabii (1792) und die von Cervetri (1840 und 1846) neben
einigen bekannten Bildnissen des julisch - claudischen Hauses auch
eine Anzahl unbekannter zu Tage gefördert, deren Familienzugehörig-
keit ausser Zweifel steht, Nach der gabinischen Claudiusstatue im
Louvre muss man den mitgefundenen sog. Germanicus ebenda (unten
Nr. 20), auch wenn man von der Richtigkeit seiner Benennung nicht
überzeugt ist, doch jedenfalls für einen Verwandten des Hauses
nehmen. Und ein ähnlicher Schluss ist für die auf Caligula und
Nero gedeuteten Statuen dieses Fundes (ebenda) nahe gelegt (unten
Nr. 21. 22). — Von den im Theater von Cervetri ausgegrabenen,
jetzt im Lateran befindlichen Bildnissen möchten leicht alle dem
julisch-claudischen Kaiserhause angehören, nicht bloss die sicher be-
nannten Tiberius (Benndorf und Schöne Nr. 206) und Claudius
(Nr. 208), sondern auch die mutmassliche Agrippina jun. (Nr. 207),
die Büste des sog. Caligula (Nr. 211) und, wie aus dem Typus hervor-
geht, die Panzerstatue des sog. jüngeren Drusus (Nr. 210). Zweifel-
haft ist es bloss bei der Togastatue des sog. älteren Drusus (Nr. 209),
wo allerdings die Züge nicht notwendig auf Bluts verwand tschaft deuten.
— Ein dritter Fund, welcher Schlüsse von bekannten Claudiern
auf unbekannte erlaubt, sind die 1844 zu Beziers (Dep. Herault)
ausgegrabenen Büsten, die ins Museum von Toulouse gekommen
 
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